402 Seinen eigentlichen Königssitz legte er indes in der Oberstadt an und gab den zwei größten und herrlichsten Gebäuden desselben, mit denen sich nicht einmal das Tempelhaus irgendwie vergleichen ließ, von seinen Freunden den Namen: das eine hieß er Cäsareum, das andere Agrippeum.
403 (2.) Ja, er beschränkte die Verewigung ihres Gedächtnisses und ihrer Namen nicht auf einzelne Gebäude, sondern dehnte sie in hochherzigster Weise auf ganze Städte aus. So legte er im Samariterland eine Stadt mit sehr schöner Ringmauer an, deren Umfang sich auf zwanzig Stadien belief, zog 6000 Ansiedler herbei, denen er den fettesten Boden überließ, errichtete im Mittelpunkte dieser seiner Schöpfung dem Kaiser zu Ehren einen gewaltigen Tempel, für dessen heiligen Bezirk er ringsherum einen Raum von drei und einem halben Stadium anwies, und gab der Stadt den Namen Sebaste. Ihren Einwohnern gewährte er eine ausnehmend günstige städtische Verfassung.
404 (3.) Außerdem gründete Herodes dem Kaiser zu Ehren, als ihn dieser mit einem neuen Gebietszuwachs beschenkt hatte, auf dem letzteren einen Tempel von weißem Marmor: es war an den Quellen des Jordan, an dem Orte, der Panium heißt. 405 Daselbst ragt eine Bergspitze zu einer ungeheuren Höhe auf, an deren unteren Wand eine stark überhängende Höhle sich aufthut. Durch diese Höhle geht ein schluchtartiger Abgrund in unermessliche Tiefen, gefüllt mit stehendem Wasser, in welchem man selbst mit der längsten Schnur, wenn man daran einen schweren Gegenstand zur Erforschung der Tiefe hinablässt, keinen Boden findet. 406 Am unteren äußeren Ende dieser Grotte nun entspringen die Quellen, und von da soll, wenigstens nach der Meinung Einiger, der Jordan seinen Ursprung nehmen. Genaueres wollen wir darüber später bringen.
407 (4.) Weiter legte der König auch in Jericho zwischen der Cyprusburg und dem alten Königspalast eine neue bessere und wohnlichere Residenz an, deren Haupttracte er nach denselben zwei hohen Freunden benannte. Um es kurz zu sagen, es gab keine irgendwie günstige Ortslage in seinem Reiche, die er ohne ehrende Erinnerung an den Cäsar gelassen hätte. Nachdem er nun das ihm unmittelbar unterstehende Land mit solchen Tempeln besäet hatte, überschüttete er auch die ihm anvertraute Provinz mit Beweisen seiner Ehrfurcht gegen Augustus und baute in vielen Städten öffentliche Gebäude zu Ehren des Kaisers.
408 (5.) Sein Blick fiel jetzt auch auf eine Stadt an der Meeresküste – Stratonsthurm war ihr Name –, die zwar bereits ziemlich herabgekommen war, aber wegen ihrer günstigen Lage den Aufwand seiner
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/087&oldid=- (Version vom 10.2.2020)