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Freigebigkeit wohl lohnen mochte. Er stellte sie deshalb vollständig aus weißen Steinen wieder her und schmückte sie mit einem der prächtigsten Königspaläste. Ja, an dieser Stadt sollte sich sein Pracht und Größe liebender Charakter noch am glänzendsten offenbaren. 409 Es war nämlich damals die ganze Küste von Dora bis Joppe, zwischen welchen Orten unsere Stadt lag, ohne eigentlichen Hafen, was zur Folge hatte, dass alle Schiffer, die längs der phönizischen Küste nach Aegypten segelten, wegen der vom Südwestwind drohenden Gefahr nur auf offener See sich vor Anker legen konnten, da durch diesen Wind, auch wenn er ganz mäßig weht, das Meer um die Felsklippen in eine so heftige Wallung geräth, dass der Rückschlag der Wogen die See noch in weitester Entfernung vom Gestade zur wilden Brandung macht. 410 Aber mit Kosten und angestrengtem Fleiß überwand der König die Natur und brachte einen Hafen zustande, der sogar den Piräus an Größe übertraf, und in dem selbst die Winkel noch von Herodes zur Anlegung besonderer Ankerplätze von bedeutender Tiefe benützt werden konnten.

411 (6.) Obschon hier Herodes jeden Fußbreit der feindlichen Natur abringen musste, so wuchs doch sein Wetteifer mit den Schwierigkeiten, infolge dessen der Hafenbau eine Festigkeit bekam, dass er für das Meer unzerstörbar ward, andererseits aber so schön gearbeitet war, als hätte es sich dabei nur um einen leichten, lustigen Bau gehandelt. Zuerst ließ Herodes den Umfang des Hafens in der oben schon gedachten Größe vermessen und hierauf in einer Tiefe von zwanzig Klaftern auf den Meeresboden Steine hinabsenken, von denen die meisten eine Länge von fünfzig, eine Höhe von neun und eine Breite von zehn Fuß besaßen, einzelne aber noch gewaltiger waren. 412 Nachdem erst die Meerestiefe ausgefüllt war, konnte auch an die Verbreiterung des über die See bereits hinausragenden Mauerdammes geschritten werden, die bis zu 200 Fuß geschah. Davon waren die ersten hundert Fuß als Vorwerk bestimmt, um die Brandung zurückzuwerfen – dementsprechend auch Wellenbrecher genannt –, während der übrige Theil die um den Hafen herumlaufende Steinmauer zu tragen hatte. Diese Mauer wird von kolossalen Thürmen unterbrochen, von denen der hochragendste und prächtigste vom Stiefsohn des Kaisers, Drusus, seinen Namen Drusio führt.

413 (7.) Zahlreiche Gewölbe sollten zur Unterkunft der in den Hafen einlaufenden Schiffer dienen, und der ganze vor den Gewölben liegende Quai, soweit er sich im Kreise herumzog, den Landenden eine breite Promenade gewähren. Die Einfahrt in den Hafen war von Norden her angelegt, indem nach der Lage der Stadt der Nordwind noch der

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/088&oldid=- (Version vom 11.2.2020)