von den empörendsten Ruchlosigkeiten über und über besudelt, indem ein jeder nur mehr nach seinen persönlichen Feindschaften und Gehässigkeiten sich seine Ränke schmiedete und viele den blutschnaubenden Grimm des Königs gegen jene, die sie nicht leiden mochten, missbrauchten. Die Lüge fand auf der Stelle Glauben, und die Strafe hatte noch schnellere Füße, als die Verleumdung. So kam es vor, dass einer aus einem Ankläger im Nu ein Angeklagter wurde, und mit jenem, den er durch sein Zeugnis eben vernichtet hatte, gemeinsam auf die Blutstätte abgeführt wurde. Denn die Todesgefahr, in welcher der König zu schweben vermeinte, schnitt alle weiteren genaueren Untersuchungen ab. 494 Seine Erbitterung nahm einen solchen Charakter an, dass er selbst Leute, auf denen gar kein Verdacht lastete, auch nicht eines freundlichen Blickes mehr würdigte und sogar seine Freunde sehr hart anfuhr. Untersagte er doch vielen geradezu den Aufenthalt am Hofe und ließ er jenen, an die er nicht Hand anlegen durfte, seinen Zorn wenigstens mit der Zunge fühlen. 495 Mitten in dieser Bedrängnis setzte dem Alexander auch noch Antipater den Fuß auf den Nacken und bildete mit seinen Verwandten eine Bande von Verschwornen, die auch vor der grässlichsten Verleumdung nicht mehr zurückschreckte. Wenigstens wurde der König von seinen Gaukeleien und seinem Intriguenspiel in eine solche Angst hineingetrieben, dass er schon jetzt und jetzt den Alexander mit blankem Schwerte auf sich losstürzen zu sehen vermeinte. 496 Er ließ ihn daher plötzlich verhaften und in den Kerker werfen, worauf er seine Freunde auf der Folter zu verhören begann. Die meisten schwiegen und erlitten lieber den Tod, als dass sie gegen ihr Wissen und Gewissen etwas vorgebracht hätten. Einige aber ließen sich, vom Schmerz überwältigt, zu Lügnern machen und gaben an, dass wirklich Alexander im Verein mit seinem Bruder Aristobulus dem König Nachstellungen bereite und darauf lauere, ihn einmal auf der Jagd niederstoßen zu können, um dann nach Rom zu entwischen. 497 Diesen, obgleich ganz unglaubwürdigen und nur unter dem Drucke der Folter hingeworfenen Angaben schenkte der König umso lieber Gehör, als er für die Verhaftung seines Sohnes wenigstens eine gewisse Beruhigung in dem Umstand fand, dass sie nicht ganz ungerechtfertigt zu sein schien.
498 (1.) Da Alexander keine Möglichkeit mehr sah, seinen Vater umzustimmen, fasste er den Entschluss, den Unglücksmächten Trotz zu
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/104&oldid=- (Version vom 11.2.2020)