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Sohn. Da auch er selbst die beiden Prinzen außerordentlich lieb hatte, so kam er infolge seiner ganz außergewöhnlichen Entrüstung über ihre Behandlung von Sinnen. Er lief zuerst überall herum und schrie dabei, dass man die Gerechtigkeit mit Füßen getreten habe, dass die Wahrheit untergegangen, die Ordnung der Natur zerrüttet und das menschliche Leben ein Pfuhl von Ruchlosigkeiten sei, kurz alles mögliche, was nur einem Menschen, dem nichts mehr am Leben liegt, der wilde Schmerz einsagen kann. Endlich wagte er es sogar vor den König zu treten und fuhr ihn an: 545 „Du musst ja, wie mir scheint, von allen Teufeln besessen sein, dass du dich gegen deine theuersten Pfänder von den ärgsten Bösewichtern einnehmen lassest, ich meine Pheroras und Salome, denen du, obgleich du selbst sie schon öfter des Todes würdig erklärt hast, trotz alledem gegen deine eigenen Kinder Glauben schenkest, diesen Elenden, sage ich, die deine ebenbürtigen Sprösslinge von der Nachfolge ausschließen und dich ganz allein auf Antipater stellen wollen, damit sie, wenn der König geworden, an ihm ein sehr gefügiges Werkzeug erhalten. 546 Sieh jedoch zu, ob nicht der Tod der Brüder auch gegen ihn den Hass der Soldaten entfachen muss, da es wohl keinen einzigen darunter gibt, der mit dem jungen Blut nicht herzliches Mitleid fühlte: äußern doch selbst viele höhere Officiere schon ganz unverhohlen ihre Entrüstung!“ Dabei nannte er auch die Ungehaltenen beim Namen. Sofort ließ der König diese Führer, wie auch ihn selbst mit seinem Sohne in Haft nehmen.

547 (5.) Damit noch nicht genug, sprang jetzt auch einer von den Barbieren am Hofe, namens Tryphon, herbei und wurde, freilich nur in einem Anfall von Geistesverwirrung, sein eigener Angeber. „Ja, auch mich“, schrie er, „hat dieser Tiron da zu bereden gesucht, ich möchte dir beim Frisieren mit dem Rasiermesser den Garaus machen, und er hat mir für diesen Fall große Geschenke von Seite des Alexander in Aussicht gestellt.“ 548 Wie Herodes das hörte, befahl er, den Tiron mit seinem Sohne und den Barbier peinlich zu verhören. Da jene alles in Abrede stellten, der Barbier aber keine weitere Angabe mehr machte, ließ er bei Tiron die Folter noch stärker drehen. 549 Da ward sein Sohn von Mitleid überwältigt und versprach dem König, alles zu offenbaren, wenn er ihm das Leben seines Vaters schenken wolle. Auf die erhaltene Zusage erklärte er nun, dass sein Vater, von Alexander verleitet, ihn wirklich hätte ermorden wollen. Die einen meinten damals, es sei das von ihm nur zu dem Zwecke ersonnen worden, um den Vater von der Qual zu erlösen, manche aber hielten das Geständnis für begründet.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/114&oldid=- (Version vom 11.2.2020)