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der Gerichtssitzung in einem Schreiben an den Kaiser aufgesetzt hatte, reiste er am nächsten Tage wieder ab. Den Antipater ließ der König in Ketten legen und schickte auch seinerseits an den Kaiser Gesandte ab, die ihm von dem traurigen Falle Meldung erstatten sollten.

641 (6.) Nach diesen Vorgängen kam auch noch ein Anschlag des Antipater auf Salome zur Enthüllung. Es traf nämlich ein Diener des Antiphilus mit Briefen aus Rom ein, welche von einer Zofe der Kaiserin Julia, namens Akme, gesendet wurden. Von dieser wurde dem König die schriftliche Eröffnung gemacht, dass sie die Briefe, welche Salome an die Kaiserin Julia geschrieben, unter der Correspondenz ihrer Herrin aufgefunden habe und hiemit dem König aus Verehrung heimlich übermitteln wolle. 642 Diese Briefe aber, die die verletzendsten Schmähungen und schwerwiegendsten Anklagen gegen den König enthielten, hatte Antipater zusammengestoppelt und durch die Akme, die er dafür mit Geld gewonnen hatte, dem Herodes zuschicken lassen. 643 Indes wurde ein anderes Schreiben, das die saubere Person an Antipater selbst bei dieser Gelegenheit gerichtet hatte, an ihr zum Verräther. Es hatte folgenden Wortlaut: „Ich habe in deinem Sinne an deinen Vater geschrieben und die bewussten Briefe dem Schreiben beigelegt, in der bestimmten Erwartung, dass der König nach Durchlesung derselben gegen seine Schwester keine Schonung mehr kennen werde. Du aber wirst, wenn alles geglückt ist, die Güte haben, dich auch an deine Versprechungen mir gegenüber zu erinnern.“

644 (7.) Als man hinter dieses Schreiben, wie auch hinter die Fälschung der gegen Salome fabricierten Briefe gekommen, drängte sich dem König sofort der Argwohn auf, es möchten am Ende auch gegen Alexander solche Briefe hergestellt worden sein. Der Gedanke, dass er um ein Haar wegen des Antipater auch noch seine eigene Schwester getödtet hätte, erfüllte seine Seele mit dem tiefsten Gram, so dass er ohne jeden weiteren Verzug der Rache gegen Antipater vollen Lauf zu lassen beschloss. 645 Er war eben im Begriffe, seine Hinrichtung zu verfügen, als sein Entschluss durch eine schwere Krankheit eine Unterbrechung erlitt. Doch unterließ er es nicht, wegen der Akme und des ganzen Complotes gegen Salome dem Kaiser zu schreiben. 646 Er forderte auch sein Testament, um es abzuändern, und ernannte mit Beiseitesetzung der ältesten Söhne Archelaus und Philippus, die von Antipater ebenfalls eingetunkt worden waren, den Antipas zum König. Dem Kaiser vermachte er außer anderen Geschenken an Realien noch die Barsumme von 1000 Talenten; der Kaiserin und den Kindern, wie auch den Freunden und Freigelassenen des Kaisers bei 500 Talente. Ebenso vertheilte er an alle anderen Bekannten nicht unbeträchtliche

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/133&oldid=- (Version vom 12.2.2020)