der Zahl der vielen jüdischen Festpilger, die nach Jerusalem hinaufzogen, ermordet. 233 Auf die Kunde hievon rotteten sich alsbald viele Leute aus Galiläa zusammen, um den Samaritern eine förmliche Schlacht zu liefern. Da wandten sich die Häupter der letzteren an Cumanus und baten ihn fast auf den Knieen, persönlich nach Galiläa herüberzukommen und die des Mordes schuldigen Verbrecher zu bestrafen, bevor es zum Aeußersten käme, da nur durch dieses Mittel allein noch die Menge zum Auseinandergehen bewogen werden, und ein blutiger Kampf verhütet werden könnte. Das einzige, was sie nun erreichten, war, dass sie Cumanus mit ihren Bitten wegen augenblicklicher Geschäfte auf später verwies und sie für jetzt unverrichteter Dinge entließ.
234 (4.) Inzwischen war aber die Unglücksbotschaft von diesem Morde auch nach Jerusalem gedrungen, wo sie bei den Volksmassen eine allgemeine Bewegung verursachte. Man ließ das Fest Fest sein und eilte zum Kampfe an die Grenze von Samaria, ohne auch nur einen ordentlichen Führer zu haben. Vergebens waren alle Warnungen von Seite der Häupter. 235 Unter diese Volksscharen mischte sich übrigens auch das Raubgesindel und der eigentliche Rebellenhaufe, geführt von einem gewissen Eleazar, dem Sohne des Dinäus, und von Alexander. Diese Banden fielen nun über die an den Bezirk von Akrabatene angrenzenden Samariter her, hieben ohne Unterschied des Alters schonungslos alles nieder und zündeten die Dörfer an.
236 (5.) Jetzt endlich stellte sich Cumanus an die Spitze eines Reitergeschwaders, der sogenannten Sebastener, die in Cäsarea standen, und eilte den mit Vernichtung Bedrohten zu Hilfe. Er machte unter den Leuten des Eleazar zahlreiche Gefangene und brachte ihnen noch größere Verluste an Todten bei. 237 Mittlerweile hatten sich aber die Häupter aus Jerusalem, mit Trauersäcken angethan und den Scheitel mit Asche bestäubt, in aller Eile unter das übrige Volk begeben, das da ausgezogen war, um gegen die Samariter loszuschlagen, und hatten es dringend gebeten, einzuhalten und nicht durch die Befriedigung der Rachegelüste an den Samaritern den Grimm der Römer über Jerusalem heraufzubeschwören. „Habet doch Mitleid,“ sagte man ihnen, „mit eurer Vaterstadt und dem Tempel, wie auch mit euren eigenen Kindern und Frauen; denn ihr setzet euch der Gefahr aus, über der Rache für einen einzigen Galiläer dies alles zu verlieren!“ 238 Das machte Eindruck, und die Juden zerstreuten sich, aber viele von ihnen warfen sich jetzt auf den Straßenraub, der ziemlich ungescheut getrieben werden konnte, und bald hörte man im ganzen Lande von nichts als von Raubthaten, und wo es kühner hergieng, sogar von Handstreichen
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/176&oldid=- (Version vom 15.2.2020)