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254 (3.) Kaum war das Land von diesen Horden reingefegt, als auch schon eine andere Gattung von Räubern, die sogenannten Sicarier, in Jerusalem auftauchte, die am hellen Tage und mitten in der Stadt die Leute erdolchten. 255 Sie pflegten sich besonders gern bei Gelegenheit einer Festfeier unter das Volk zu mischen, um dann mit kleinen Stileten, die sie unter den Kleidern verborgen trugen, ihre Gegner zu durchbohren. Waren diese gefallen, so geberdeten sich die Mörder, wie andere Zuschauer, ganz entrüstet über die That und konnten eben darum wegen Mangel jeglichen Verdachtes auf keine Weise herausgefunden werden. 256 Der erste, den ihr Mordstahl traf, war der Hohepriester Jonathas, dem dann Tag für Tag noch viele Schlachtopfer folgen sollten, und was das peinlichste daran war, das war nicht so sehr der Todesstoß selbst, als vielmehr die Angst vor ihm, da ein jeder, wie mitten im Kriege, stündlich des Todes gewärtig sein musste. 257 Man nahm sich daher vor den Tücken des Feindes schon von weitem inacht und traute selbst nicht einmal mehr seinen eigenen Freunden in der Nähe! Dessenungeachtet wurden die betreffenden Personen auch bei der ängstlichsten Vorsicht und mitten in ihren Sicherheitsvorkehrungen niedergestoßen: so groß war die Schnelligkeit der Meuchler und die Gewandtheit, mit der sie sich zu verstecken wussten!

258 (4.) Außer diesen bildete sich noch eine andere Bande von nichtswürdigen Menschen, welche zwar ihre Hände nicht in so gräßlicher Weise befleckten, wie diese, aber im Innern noch verruchter waren, Leute, die das Glück der Hauptstadt nicht weniger untergruben, als die Mörderbande. 259 Es waren dies Irrgeister und Verführer, welche unter der Maske prophetischer Begnadigung es nur auf Neuerungen und Umwälzungen anlegten und durch ihre Reden dass Volk in eine rasende Begeisterung hineinhetzten. Sie führten es in die Wüste hinaus mit dem Versprechen, dass Gott ihnen daselbst verschiedene Wunderzeichen zum Unterpfand ihrer Befreiung kundthun werde. 260 Da diese Bewegung dem Felix als eine Vorbereitung auf den vollständigen Abfall erschien, so ließ er gegen sie eine Abtheilung Reiterei und schwerbewaffnetes Fußvolk ausrücken und eine große Masse aus ihnen zusammenhauen.

261 (5.) Ein noch empfindlicherer Unglücksschlag traf die Juden mit dem Auftreten des falschen Propheten aus Aegypten. Es kam nämlich ein Zauberer in das Land, der sich das Ansehen eines Propheten gab und bei 30.000 bethörter Anhänger um sich scharte. 262 Diese führte er nun aus der Wüste auf den sogenannten Oelberg, willens, von da sich den Eingang in die Hauptstadt mit Gewalt zu erzwingen, nach Ueberwältigung der römischen Besatzung seine Herrschaft dem Volke

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/179&oldid=- (Version vom 17.2.2020)