werfung der Juden und ihrer Verfolgung bis unter die Mauern Jerusalems endete. 528 Er schlug dann auf dem sogenannten Skopus in einer Entfernung von sieben Stadien gegenüber der Hauptstadt sein Lager auf und enthielt sich drei Tage lang jeder Feindseligkeit gegen Jerusalem, weil er vielleicht darauf rechnen mochte, dass ihm die Stadt ohnehin von den Juden drinnen in die Hände gespielt werden würde. Nur in die umliegenden Dörfer ließ er zur Plünderung von Getreide eine Menge Soldaten ausschwärmen. Am vierten Tage jedoch, welcher gerade der dreißigste des Monates Hyperberetäus war, führte er sein Heer in Schlachtbereitschaft gegen die Stadt heran. 529 Auch jetzt hielten die Rebellen das eigentliche Volk noch in Schach, aber die militärische Entfaltung des Römerheeres jagte ihnen einen solchen Schrecken ein, dass sie aus den äußeren Stadttheilen zurückwichen und sich auf die Vertheidigung der inneren Stadt und des Tempels beschränkten. 530 Cestius drang nach und setzte die sogenannte Bezethavorstadt, die Neustadt und auch den Balkenmarkt, wie er hieß, in Flammen. Vor der Oberstadt angekommen, ließ er gegenüber dem Königshof ein festes Lager schlagen. 531 Hätte er dafür zur selben Stunde noch stürmen lassen, um auch hinter diese Mauer zu kommen, so hätte er sich auf der Stelle der Stadt bemächtigen können, und der ganze Krieg wäre aus gewesen: aber so redeten ihn der Lagerpräfect Tyrannius Priscus und die meisten Reiterobristen, die von Florus erkauft waren, von einem sofortigen Sturme ab. 532 Das war der eigentliche Grund, dass sich der Krieg so furchtbar in die Länge zog, und die Juden noch ein Meer von Unheil und Unglücksschlägen auskosten mussten.
533 (5.) Unterdessen hatten sich viele angesehene Bürger von Ananus, dem Sohne des Jonathas, bewegen lassen, dem Cestius zu erklären, dass sie ihm die Thore öffnen wollten. 534 Dieser aber achtete infolge seiner Aufregung nicht sonderlich darauf und wollte schon darum, weil er ihnen nicht recht traute, lange nicht an die Sache heran, bis die Rebellen endlich den Verrath witterten und die Anhänger des Ananus von der Mauer herabstießen und mit Steinwürfen bis zu ihren Häusern verfolgten. Gleichzeitig besetzten sie mit ihren Leuten die Thürme und sandten von da ihre Geschosse auf die bereits an der Mauer arbeitenden Römer. 535 Obschon die letzteren auf allen Punkten ihre Angriffe versuchten, konnten sie sich doch durch fünf Tage an keiner einzigen Stelle ernstlich festsetzen. Erst am sechsten Tage, als Cestius mit zahlreichen Kerntruppen, unterstützt von den Bogenschützen, den Tempel von der Nordseite angriff, 536 mussten die Juden, die sich von der Säulenhalle herab vertheidigten, nach vielen abgeschlagenen Stürmen endlich doch, durch einen Hagel von Geschossen vertrieben, von der Mauer weichen. 537 Jetzt
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/218&oldid=- (Version vom 1.8.2018)