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je mehr aber sein Geschäft blühte, immermehr Spießgesellen für seine verwegenen Streiche fand, 588 wobei er sorglich darauf sah, dass er ja keinen Schwächling in seinen Kreis bekam, sondern nur solche Leute sich aussuchte, die sich ebenso sehr durch ihre prächtige Körpergestalt wie Entschlossenheit und kriegerische Uebung hervorthaten. Auf solche Art brachte er eine Bande in der Stärke von 400 Mann zusammen, meist Flüchtlinge aus dem Gebiete von Tyrus und den dortigen Dörfern, 589 mit welchen er nun ganz Galiläa brandschatzte und die allgemeine Angst, in der die Einwohner schon wegen des bevorstehenden Krieges schwebten, benützte, um sie desto gründlicher zu rupfen.

590 (2.) Jetzt hätte er auch schon gerne Landescommandierender werden mögen und träumte von noch höheren Dingen – leider aber legte ihm der immer leere Beutel in dieser Beziehung eine Beschränkung auf. Kaum hatte er jedoch das große Interesse wahrgenommen, das Josephus an seiner Unternehmungslust fand, als er ihn auch schon zu bestimmen wusste, ihm zunächst die Wiederherstellung der Mauern seiner Vaterstadt anzuvertrauen, ein Geschäft, bei dem er sich auf Kosten der wohlhabenden Bürger einen erklecklichen Profit machte. 591 Hierauf führte er ein äußerst pfiffiges Stücklein aus. Er ließ nämlich die Meinung verbreiten, als ob alle in Syrien lebenden Juden Bedenken trügen, ein Oel zu benützen, das nicht durch die Hände der Stammesgenossen gegangen wäre, und erwirkte sich die Erlaubnis aus, ihnen das Oel an die Grenze liefern zu dürfen. 592 Er kaufte nun um tyrische Münzen, die einen Wert von vier attischen Drachmen haben, je vier Amphoren Oel zusammen und brachte seinerseits schon eine halbe Amphore um denselben Preis wieder an Mann. Da Galiläa sehr ergiebig an Oel ist und gerade zu dieser Zeit eine ausgezeichnete Oelernte gehabt, Johannes aber gerade in solche Gegenden, die daran Mangel hatten, große Quantitäten und noch dazu als einziger Lieferant schicken konnte, so brachte er natürlich einen ungeheuren Haufen Geld zusammen, das er sofort gegen jenen verwendete, der ihm doch die Gelegenheit zu diesem Gewinn verschafft hatte. 593 Er rechnete nämlich darauf, dass er im Falle, als er den Josephus zu beseitigen vermöchte, selbst an die Spitze Galiläas treten würde, und trug deshalb den unter ihm stehenden Banden auf, sich mit noch größerer Kraft aufs Plündern zu werfen, um so bei der wachsenden Beunruhigung des Landes entweder dem Commandanten bei irgend einer Gelegenheit, wo er zur Hilfe ausrücken müsste, einen Hinterhalt zu legen und ihn so abzuthun, oder, wenn er sich um die Räuber nicht kümmern sollte, ihn bei den Landesbewohnern in Misscredit zu bringen. 594 Hierauf ließ er von scheinbar ihm ganz fernestehenden Kreisen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/226&oldid=- (Version vom 18.2.2020)