25 Antonius hatte sich nämlich schon vorher der Pässe versichert, und so fielen denn die Juden ahnungslos in den gelegten Hinterhalt, wurden von der Reiterei, noch ehe sie sich zur Schlacht ordnen konnten, umringt und abermal mit einem Verluste von mehr als 8000 Mann geschlagen. Alle anderen ergriffen die Flucht, darunter auch Niger, der noch auf der Flucht viele Wunder der Tapferkeit verrichtete, bis man von dem nachsetzenden Feinde in einem festen Thurm des Dorfes Bezedel zusammengedrängt wurde. 26 Da sich die Leute des Antonius an dem schwer einnehmbaren Thurme ihre Zähne nicht ausbeißen und doch auch den Anführer der Feinde und ihren tüchtigsten Soldaten nicht heil entkommen lassen wollten, so legten sie unten an der Mauer Feuer an. 27 Als der Thurm schon lichterloh brannte, zogen sich die Römer im frohen Glauben, dass auch Niger todt sein müsse, zurück. Der aber war vom Thurme in die entlegenste Höhlung der Veste hinabgesprungen, wo er vom Feuer verschont blieb und nach drei Tagen seinen Landsleuten, die unter Wehklagen nach seinem Leichnam forschten, um ihn zu begraben, aus der Tiefe sich vernehmbar machte. 28 Das Wiederauftauchen des Niger bereitete allen Juden eine freudige Ueberraschung, und man glaubte nicht anders, als dass Gott selbst ihn zum Mann des kommenden Krieges bestimmt und aus diesem Grunde jetzt gerettet habe.
29 (4.) Als Vespasian das Commando über die Streitkräfte von Antiochien, der Hauptstadt Syriens, die da wegen ihrer Grösse und sonstigen Blüte unbestritten den dritten Rang unter den Städten des römischen Erdkreises einnimmt, angetreten und auch den König Agrippa, der hier mit seiner ganzen eigenen Macht auf die Ankunft des Oberfeldherrn gewartet, in sein Heer aufgenommen hatte, rückte er in Eilmärschen gegen Ptolemais. 30 Bei dieser Stadt begegneten ihm die Einwohner von Sepphoris in Galiläa, die einzigen friedlich gesinnten Landesbewohner, 31 die weder blind für ihr eigenes Wohl noch für die Macht Roms schon vor der Ankunft Vespasians dem Cestius Gallus Treue geschworen und hinwieder die Zusicherung seines Schutzes erhalten, wie auch eine römische Besatzung aufgenommen hatten. 32 Jetzt waren sie nur in der Absicht erschienen, um den römischen Oberbefehlshaber freundlich zu begrüßen und ihn ihrer bereitwilligsten Bundesgenossenschaft gegen die eigenen Landsleute zu versichern. 33 Auf ihr Verlangen gab ihnen auch der Feldherr zur einstweiligen Deckung soviel Reiterei und Fußvolk, als nach seinem Ermessen gegen die Ueberfälle, die möglicherweise von den Juden ins Werk gesetzt werden konnten, hinreichend war. 34 Denn in der That hätte die Wegnahme von Sepphoris, die als die größte Stadt Galiläas und schon wegen
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/240&oldid=- (Version vom 19.2.2020)