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Tempel ausnimmt. 83 Wie auf einen Zauberschlag zeigt sich unseren Blicken eine Stadt im Kleinen, mit ihrem Markte, ihren Handwerksstätten und Gerichtsstühlen, wo die Rottenführer und Feldobristen über vorkommende Streitigkeiten zu entscheiden pflegen. 84 Ehe man sichs nur versieht, steht auch schon die Umwallung und alles, was sie einschließt, unter sovielen und so kundigen Händen fix und fertig da. Im Falle dringenderer Noth wird auch noch ein Graben in einer Tiefe von vier Ellen und von der gleichen Breite von außen herum aufgeworfen.

85 (3.) Nachdem sie sich so verschanzt haben, campieren sie in aller Ruhe und Ordnung, jeder in seiner ihm angewiesenen Stellung. Pünktlich und sicher vollzieht sich bei ihnen auch alles andere. So geschieht das Herbeischaffen von Holz, Proviant und Fourage, sowie die Wasserzufuhr im Falle des Bedarfes stets durch besondere Abtheilungen. 86 Ja, es ist auch dem Einzelnen durchaus nicht freigestellt, die Abend- oder die Mittagmahlzeit einzunehmen, wann er will, sondern sie ist für alle gemeinschaftlich. Zum Schlafen und für die Wachstunden, wie auch zum Aufstehen wird vorher durch Trompeten das Zeichen gegeben, und nichts geschieht ohne Commando. 87 Gegen Morgen finden sich die Gemeinen sämmtlich bei ihren Hauptleuten, diese hinwieder bei ihren Obersten ein, um ihnen einen guten Tag zu wünschen, worauf dann alle anderen höheren Officiere mit den Obersten sich dem Generalissimus vorstellen, 88 der ihnen nun die beim Militär eingeführte Losung sowie die anderen Befehle zur Mittheilung an die unterstehenden Abtheilungen gibt. Dieselbe stramme Ordnung beobachten sie auch während der Schlacht, indem sie sich rasch dorthin werfen, wo es eben noththut, und dem Commando ebenso compact zum Angriff, wie zum Rückzug folgen.

89 (4.) Muss das Lager verlassen werden, so gibt die Trompete hiezu das Signal. Keiner zaudert dann, sondern kaum ist das Zeichen verklungen, so bricht man schon auch die Zelte ab und stellt alles zum Ausmarsch fertig. 90 Ein wiederholter Trompetenstoß gibt jetzt das Zeichen, bereit zu sein. In einer Schnelligkeit laden nun die Soldaten das Gepäck auf die Maulesel und sonstigen Saumthiere und stehen dann da, wie die Wettläufer vor dem Seile der Rennbahn, zum Losbrechen bereit. Gleichzeitig lässt man das Lager in Flammen aufgehen, da es einerseits für die Römer ein Leichtes ist, am selben Orte ein neues Lager zu errichten, auf der anderen Seite aber zu fürchten wäre, dass das stehengebliebene einmal den Feinden von Nutzen sein könnte. 91 Noch ein drittes Trompetensignal meldet den bevorstehenden Ausmarsch und spornt jene, die aus irgend einer Ursache sich noch

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/246&oldid=- (Version vom 19.2.2020)