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mussten, dass sie mit ihren Handgeschossen nur schwer auf die Höhe der Thürme kommen und ebensowenig ihre eiserne Umhüllung durch Feuerbrände beschädigen könnten, so zogen sie sich von der Mauer zurück und begegneten den Angriffen der Belagerer nur mehr mit Ausfällen. 288 Auf diese Art konnte sich Jotapata noch immer halten, obschon jetzt die Besatzung Tag für Tag zahlreiche Verluste hatte und dem Feinde nicht mehr ernstlich beikommen konnte. Das einzige, was sie thun konnten, war, dass sie seine Stürme mit harter Noth abschlugen.

289 (31.) Gerade in unseren Tagen schickte Vespasian den Legaten der zehnten Legion Trajan mit einer Truppenmacht von 1000 Reitern und 2000 Fußgängern gegen eine Stadt in der Nachbarschaft von Jotapata, namens Japha, ab, die sich schon früher zu den Aufständischen geschlagen hatte, jetzt aber infolge des ganz unverhofft zähen Widerstandes der Jotapatener sich geradezu herausfordernd benahm. 290 Trajan fand nun freilich eine fast uneinnehmbare Stadt, da Japha nicht bloß eine von der Natur befestigte Lage, sondern auch eine doppelte Ringmauer besaß, aber zu seinem Glücke waren ihm ihre Einwohner schon entgegengezogen und boten ihm von selbst eine Schlacht an. Wie Trajan das sah, nahm er natürlich an, jagte sie nach kurzer Gegenwehr vor sich her und brach sogar, 291 als sie sich hinter die erste Ringmauer flüchten wollten, mit seinen Soldaten, die dem Feinde immer hart auf der Ferse geblieben waren, gleichzeitig mit ihnen in die Stadt ein. 292 Als nun die Flüchtigen noch weiter, gegen die zweite Mauer, eilen wollten, da sperrten ihnen die eigenen Mitbürger drinnen aus Angst, dass auch die Römer mit hineinstürmen könnten, vor den Augen die Stadt ab. 293 Im Grunde genommen war es wohl derselbe Gott, der überhaupt das unglückliche Galiläa den Römern ausliefern wollte, welcher auch damals gleich eine ganze Stadt auf einmal durch die Hände der eigenen Bekannten und Freunde hinaussperren und mordlustigen Widersachern zur Niedermetzlung vorwerfen ließ. 294 Denn, noch während sie in dichten Scharen die Thore umdrängten und gar beweglich die Obenstehenden, selbst unter Anrufung einzelner Namen, beschworen, wurden sie mitten in ihrem Flehen hingeschlachtet. 295 Die erste Mauer hatten ihnen die Feinde, die zweite ihre Freunde versperrt, 296 und so zwischen beiden Ringmauern unbeweglich eingekeilt, sanken viele vom Schwert ihrer Brüder, viele von dem eigenen durchbohrt und noch unzählige andere unter den Streichen der Römer zusammen, ohne auch nur den Muth zum geringsten Widerstande zu finden: 297 so sehr hatte, abgesehen von dem Entsetzen vor dem Feinde, die Treulosigkeit der Landsleute ihre Thatkraft gebrochen! Mit einem Fluch auf den Lippen, nicht über die Römer, sondern über die Ihrigen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/268&oldid=- (Version vom 19.2.2020)