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Gegenden lieben, daneben blüht die Palme, die nur in sengender Glut gedeiht, in Gesellschaft von Feigen- und Oelbäumen, für die wieder eine weniger heiße Temperatur angezeigt ist: 518 kurz, man könnte die Gegend als einen Wettstreit der Natur bezeichnen, welche hier alles aufgeboten hat, um ihre Gegensätze auf einen einzigen Kampfplatz zusammenzuziehen, ein holdes Ringen der verschiedenen Jahreszeiten, von denen jede, sozusagen, das Land für sich gewinnen möchte. Denn nicht bloß, dass hier die Natur überhaupt gegen ihre sonstige Gepflogenheit die grundverschiedensten Baumfrüchte zeitigt, sie setzt damit auch gar nie aus! 519 So spendet sie gerade das alleredelste Obst, Traube und Feige, den Bewohnern unausgesetzt durch zehn Monate, die übrigen Früchte aber neben ihnen in wechselnder Reife sogar das ganze Jahr hindurch! Die milden Lüfte unterstützt hiebei eine reichliche Quelle, welche die Landschaft bewässert, und die von den Einwohnern Kapharnaum genannt wird. 520 Manche haben die Meinung ausgesprochen, dass sie gar eine Wasserader des Nils sei, weil sie das Lebenselement eines Fisches bildet, der dem im Alexandrinersee vorkommenden Rabenfisch ganz ähnlich ist. 521 Die Längenausdehnung dieses Landstriches am Gestade des gleichnamigen Sees beträgt an die dreißig Stadien, seine Breite zwanzig. Das ist das Bild des Sees Gennesar und seiner Umgebung.

522 (9.) Als die Kriegsschaluppen hergestellt waren, besetzte sie Vespasian mit so viel Mannschaft, als nach seinem Ermessen erforderlich war, um den Feinden auf dem See die Spitze bieten zu können, und steuerte dann gegen das offene Wasser hinaus. Bald waren die Juden von allen Seiten zusammengedrängt, ohne die Möglichkeit, sei es auf das Land zu flüchten, wo alles vom Feinde unsicher gemacht war, sei es eine Seeschlacht, auch nur mit einiger Aussicht auf Erfolg, annehmen zu können. 523 Sie hatten nämlich nur kleine Kähne, die zwar gut genug für Plünderungszüge, aber den Kriegsbooten durchaus nicht gewachsen waren, und auch die wenigen Leute, die jeweilig in den einzelnen Kähnen fahren konnten, getrauten sich nicht recht, die heranrudernden starkbesetzten römischen Fahrzeuge aus der Nähe anzugreifen. 524 Doch suchten sie wenigstens in einem weiteren Bogen die Schaluppen zu umkreisen und die Römer durch Steinwürfe aus der Ferne zu verwunden, hie und da drangen sie aber auch gegen die Römer vor, so dass ihre Kähne die feindlichen Fahrzeuge streiften, und schlugen aus nächster Nähe auf die Gegner los. 525 In beiden Fällen war aber der Schaden nur auf ihrer Seite, da sie mit ihren Kieselsteinen keine andere Wirkung, als nur ein fort währendes Klingen der davon getroffenen feindlichen Panzer erzielten,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/292&oldid=- (Version vom 20.2.2020)