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7 An der steilen Berglehne hingebaut, waren natürlich die Häuser ungeheuer dicht aufeinandergepfropft, so dass die Stadt nicht anders, als würde sie eben den Abgrund hinabgeworfen, infolge ihrer Steilheit Haus auf Haus herabzurollen schien. 8 Die Stadt hatte ihre Lage nach Süden, während die ebenfalls nach Süden schauende Bergfläche ober ihr, die zu einer ungeheuren Höhe emporstrebt, die Acropolis bildete. Der (Nord)rand der letzteren blieb ohne Mauern, da er ohnehin zu einer sehr tiefen Schlucht abstürzte. Innerhalb der Mauern knapp am Fuße der Stadt befand sich eine Quelle.

9 (2.) Diese von Natur aus schon schwer zu bezwingende Lage der Stadt hatte Josephus bei Gelegenheit seiner Festungsbauten daselbst noch durch Anlage von unterirdischen Gängen und Gräben verstärkt, 10 so dass der Besatzung von Gamala die Beschaffenheit des Platzes eine noch größere Zuversicht einflösste, als den Jotapatenern die ihrige. Doch waren der Streiter hier viel weniger, und nahm man auch im Vertrauen auf die starke Stellung keine neuen Kämpfer mehr auf. Zudem war ja die Stadt schon voll von Flüchtlingen, die, von der Festigkeit derselben angezogen, hier schon früher mit ihren Streitkräften den von Agrippa entsendeten Belagerungstruppen durch sieben Monate getrotzt hatten.

11 (3.) Vespasian brach nun von Ammath, woselbst er vor Tiberias gelagert: hatte, und dessen Namen man am besten mit „Warmbad“ wiedergeben dürfte, weil sich dort eine heilkräftige Quelle warmen Wassers, befindet, wieder auf und zog vor Gamala. 12 Da er wegen der geschilderten eigenthümlichen Lage der Stadt nicht imstande war, dieselbe mit einem vollständigen Beobachtungsgürtel zu umgeben, so stellte er wenigstens an den günstig gelegenen Punkten Wachtposten auf und besetzte den der Stadt gegenüberliegenden höheren Berg. 13 Nachdem die Legionen, wie gewöhnlich, ein festes Lager auf demselben, errichtet hatten, begann Vespasian am rückwärtigen Verbindungsstück die Belagerungsdämme aufzuwerfen und zwar so, dass er selbst die östliche Seite übernahm, wo der höchste Thurm der Stadt stand, dem gegenüber die fünfzehnte Legion sich gelagert hatte, während die fünfte Legion mehr gegen die Mitte der Stadt zu ihre Arbeiten ausführte, die zehnte aber die Aufgabe hatte, die Gräben und Schluchten auszufüllen. Da ereignete sich ein Zwischenfall. 14 König Agrippa hatte sich den Mauern genähert, um mit den oben stehenden Juden wegen der Uebergabe Unterhandlungen anzuknüpfen, als ihn ein Schleuderer an dem Ellenbogen der rechten Hand mit einem Steine traf. 15 Schnellstens wurde zwar der König von seinen eigenen Leuten gedeckt, immerhin aber reizte ebensowohl die Ent-

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/298&oldid=- (Version vom 1.8.2018)