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sollte. 219 Ich sehe aber wirklich nicht ein, wie lange ihr die Absperrung durch die Wachen ertragen, oder gegen eine solche Uebermacht im Kampfe euch halten wollet. Es ist nun eine göttliche Fügung“, bemerkte Johannes weiter, „dass gerade ich als Abgesandter zu euch hereingeschickt worden bin, um euch zur Beilegung der Feindseligkeiten zu bestimmen: es ist das nämlich nur eine Vorspiegelung von Seite des Ananus, um euch zuerst wehrlos zu machen und dann zu überfallen. 220 Es bleibt uns also nur die Wahl, entweder die Wachen um Schonung anzuflehen, damit wir wenigstens mit dem Leben davonkommen, oder aber uns Hilfe von auswärts zu verschaffen. 221 Sollte sich übrigens jemand aus euch mit der Hoffnung auf Begnadigung für den Fall unserer Niederlage schmeicheln, so müsste ein solcher entweder auf seine eigenen Streiche ganz vergessen haben, oder in der Meinung leben, dass auf die Reue der Uebelthäter hin auf der Stelle auch die Geschädigten schon alles verziehen haben müssten. 222 Indes sieht man leider allzuoft bei denen, die uns Unrecht gethan haben, selbst ihre Reue nur mit großem Missbehagen: andererseits wächst auch in den Herzen der Beleidigten der Ingrimm mit der Macht, die ihn befriedigen kann. 223 Zum mindesten werden euch immer die Freunde und Verwandten der Ermordeten auf der Ferse sein, nicht zu vergessen das Volk, das über die Unterdrückung von Recht und Gesetz ganz empört ist, und von dem auch jener Theil, der vielleicht mit euch noch Mitleid hätte, hinter seiner erbitterten Mehrheit ganz zurücktreten muss.“


Viertes Capitel.
Die Idumäer werden von den Zeloten nach Jerusalem gerufen. Rede des Hohenpriesters Jesus. Die Zeloten öffnen des Nachts die Thore.

224 (1.) Durch dieses dick aufgetragene Schauergemälde hatte Johannes alle miteinander ins Bockshorn gejagt. Was er mit der auswärtigen Hilfe meine, hatte er sich noch nicht unverblümt zu sagen getraut, er wollte aber damit die Idumäer andeuten. Um aber auch die Führer der Zeloten noch insbesondere zu reizen, verleumdete er den Ananus als einen Wütherich und erzählte, wie er gerade gegen die Führer ganz ausnehmende Drohungen fallen ließe. 225 Es waren das Eleazar, der Sohn des Simon, von dem man ja überzeugt war, dass er unter den Zeloten das meiste Geschick besaß, findige Pläne zu entwerfen und die Entwürfe auch ins Werk zu setzen; dann Zacharias, Sohn des Amphikalus, beide aus priesterlichem Geschlechte. 226 Als nun diese Männer nebst den allgemeinen auch die gegen sie speciell gerichteten Drohungen erfahren hatten, ferner auch, wie die Partei des Ananus, um sich der Alleinherrschaft zu bemächtigen, die Römer zu Hilfe gerufen hätte –

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/321&oldid=- (Version vom 1.8.2018)