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auch schon bei den Feinden durch seinen Verrath bekannt. 210 Um aber gar keinen Verdacht gegen sich aufkommen zu lassen, ergieng er sich in maßlosen Schmeicheleien gegen Ananus und die Vorsteher des Volkes. 211 Seine Liebesmühe erzielte indes das gerade Gegentheil, da seine plumpen Complimente den Verdacht gegen ihn erst recht herausforderten, und auch der Umstand, dass er als ungebetener Gast sich überall einstellte, sein verrätherisches Spiel mit den geheimen Beschlüssen halb und halb erkennen ließ. 212 Denn man merkte gar wohl, dass die Feinde mit allem, was beim Volke berathen wurde, Fühlung hatten, und keine Persönlichkeit musste andererseits den Verdacht eines Verrathes so stark nahelegen, als gerade die des Johannes. 213 Sich den Mann vom Halse zu schaffen, gieng nicht leicht an, da er schon wegen seiner Bosheit zu fürchten war und überdies zu den Vornehmeren zählte; auch hatte er bei den Mitgliedern des großen Rathes einen starken Anhang. So beschloss man denn, ihn durch einen Eid zur Bürgschaft für seine aufrichtige Anhänglichkeit zu verhalten. 214 Ohneweiters leistete Johannes diesen Schwur, nämlich die Wohlfahrt des Volkes zu befördern und weder einen Plan noch einen Vorgang den Feinden zu verrathen und mit Rath und That an der Vernichtung der Bedränger mitzuarbeiten. 215 Von jetzt an ließ ihn die Partei des Ananus im Vertrauen auf diesen Treueid ganz unbedenklich zu jeder Berathung zu: schickte man ihn doch sogar zu den Zeloten hinein, um wegen Beilegung des Bürgerkrieges zu unterhandeln! Denn die Volkspartei wollte durchaus, was an ihr lag, jede Befleckung des Tempels verhindern, wie auch, dass kein Stammgenosse daselbst sein Leben lasse.

216 (14.) Johannes gieng nun zu den Zeloten hinein, stellte sich in ihre Mitte und hielt mit einer Unverfrorenheit, gleich als ob er den Schwur für seine Ergebenheit in die Hände der Zeloten abgelegt hätte und nicht das Gegentheil, folgende Rede: „Oft schon habe ich um euretwillen Gefahren ausgestanden, um euch alle geheimen Pläne, welche die Partei des Ananus gegen euch ausgeheckt, aufzudecken. 217 Diesmal aber spielen wir miteinander den letzten Wurf, wenn uns nicht eine wunderbare Hilfe wird. 218 Ananus zaudert nämlich keinen Augenblick länger und hat bereits unter Zustimmung des bethörten Volkes Gesandte an Vespasian abgeschickt, mit der Bitte, eiligst vor Jerusalem zu erscheinen und die Stadt zu besetzen. Er hat andererseits auch, aber nur um euch eine Falle zu legen, eine allgemeine Reinigung auf den morgigen Tag angeordnet, damit das Volk entweder unter dem Vorwande des Gottesdienstes zu euch hereinkommen oder mit offener Gewalt sich den Eintritt erzwingen und euch erdrücken

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/320&oldid=- (Version vom 1.8.2018)