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da sie aus der ägyptischen Knechtschaft entlassen in ihr Vaterland zurückkehrten, als die Sicarier nächtlicherweile und von Niemandem auf dem Wege bemerkt über ein Städtchen, namens Engaddi, herfielen. 403 Alles, was sich hier noch hätte vertheidigen können, das war schon, bevor es zu den Waffen zu greifen und sich zu sammeln vermochte, überrumpelt, auseinandergesprengt und zur Stadt hinausgejagt: was dagegen nicht einmal fliehen konnte, Weiber und Kinder, wurde in der Zahl von über 700 ohneweiters niedergestoßen. 404 Hierauf räumte man die Häuser vollständig aus, raffte das Getreide, so weit es schon reif war, zusammen und schleppte alles nach Masada. 405 Aehnlich plünderte man alle Dörfer in der Umgebung der Veste und verheerte das ganze Land, wobei sich ihnen Tag für Tag nicht wenig schlechtes Gesindel von allen Windrichtungen her beigesellte. 406 Auch in den übrigen Theilen Judäas rührte sich wieder das Raubgesindel, das sich bis dahin stille verhalten hatte. Genau so, wie bei einem menschlichen Leibe, wurden mit der Entzündung des edelsten Organes zugleich alle anderen Glieder von der Krankheit ergriffen: 407 Das heißt, infolge der in der Hauptstadt herrschenden Parteiungen und Wirren bekamen auch die Bösewichter auf dem Lande ganz freie Hand für ihr Räuberhandwerk, das jeder zunächst auf seine Faust und im eigenen Dorfe ausübte, um sich alsdann nach abgelegenen Orten zurückzuziehen. 408 Dort sammelten und verschworen sie sich, um nunmehr schon in förmlichen Rotten, die zwar kleiner waren, als wirkliche Heere, immerhin aber auch gewöhnliche Räuberbanden an Größe übertrafen, über Heiligthümer und ganze Städte herzufallen. 409 Die Leute, gegen die sie ihre Raubzüge richteten, hatten dabei das eigenthümliche Schicksal, dass sie einerseits einen Schaden erlitten, wie er selbst mitten im Kriege nicht größer sein konnte, aber auf der anderen Seite gar nicht zur Gegenwehr, wie im Kriege, kommen konnten, da die Feinde, wie echte Räuber, mit ihrer Beute sofort auf und davon liefen. Es gab in Judäa keine Gegend, die nicht in die Katastrophe der Hauptstadt verwickelt worden wäre.

410 (3.) Alle diese Vorgänge wurden dem Vespasian von den Ueberläufern hinterbracht. Denn mochten auch die Rebellen sämmtliche Ausgänge bewachen und alle niederstechen, die sich unter was immer für Vorwänden denselben zu nähern suchten, so gab es doch immer wieder solche, die durchschlüpften und zu den Römern fliehen konnten, wo sie dann regelmäßig den Oberfeldherrn bestürmten, der Hauptstadt doch einmal zu Hilfe zu kommen und wenigstens die Reste eines Volkes vor der gänzlichen Vernichtung zu bewahren, 411 das zum größten Theil bereits seine Anhänglichkeit an die Römer mit dem Tode habe

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/341&oldid=- (Version vom 1.8.2018)