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schon bei seinem persönlichen Muthe und seiner Findigkeit begreiflich, dass er nicht wenige Spießgesellen besitzen musste. 393 Immerhin blieb noch eine zahlreiche Partei von Gegnern übrig, bei welchen zum Theil der Neid den Ausschlag gab, da sie es für eine arge Demüthigung hielten, vor einem früheren Genossen sich jetzt auf einmal ducken zu müssen, während die meisten die Besorgnis vor der Alleinherrschaft vom Anschluss zurückhielt. 394 War er nämlich einmal am Ruder, so konnten sie wohl nicht mehr hoffen, ihn auf leichte Weise wieder wegzubringen, wie sie sich auch sagen mussten, dass er dann ihr anfängliches Widerstreben zum Vorwand nehmen werde, um sie desto besser knebeln zu können. Sie waren aber alle fest entschlossen, lieber alles mögliche im Kampfe zu leiden, als freiwillig unter das Joch zu kriechen und nach Sclavenart darunter zu verderben. 395 Damit war eine neue Fraction fertig, der Johannes mit seinen Königsgelüsten gegenübertrat. 396 Doch hüteten sie nach außen sorgfältig ihr gegenseitiges Verhältnis, und kam es auch zu keiner oder höchstens nur zu einer unbedeutenden Plänkelei mit den Waffen. Dafür zeigten sie ihren Wettstreit umsomehr dort, wo es auf Kosten des Volkes gieng, indem sie miteinander eiferten, wer von ihnen beiden sich beim Volke die meiste Beute holen könnte. 397 So war die Stadt von drei der größten Plagen, von dem Kriege, der Tyrannei und dem Bruderzwist bedrängt, unter denen noch der Krieg den Bürgern verhältnismäßig am wenigsten wehe that. In Wirklichkeit nahmen ja viele vor ihren eigenen Leuten Reißaus, um zu den Fremden ihre Zuflucht zu nehmen, und sie fanden auch richtig bei den Römern ihre Rettung, an der sie unter den Ihrigen schon verzweifelt hatten.

398 (2.) Schon nahte aber ein viertes Unheil zum Verderben des Volkes. 399 Es lag nämlich eine sehr starke Festung nicht weit von Jerusalem, welche die alten Könige zu dem Zwecke angelegt hatten, um für die Wechselfälle eines Krieges ihre Schätze dort unterzubringen und für ihre eigene persönliche Sicherheit zu sorgen. 400 Sie hieß Masada. Der Platz war schon vor einiger Zeit von den sogenannten Sicariern besetzt worden, welche bis jetzt auf ihren Streifzügen ins umliegende Land außer den Lebensmitteln, die sie nothwendig brauchten, sich sonst nichts angeeignet hatten: die Furcht hatte sie von einer ausgiebigeren Plünderung abgehalten. 401 Als sie aber von der Unthätigkeit des römischen Heeres und von der Spaltung gehört hatten, die unter den Juden zu Jerusalem infolge eigener Uneinigkeit und versuchter Gewaltherrschaft eingerissen, da wagten sie sich auch an Unternehmungen größeren Stiles heran. 402 Es war am Feste der ungesäuerten Brote, welches die Juden zum Andenken an ihre Rettung seit jenem Tage feiern,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/340&oldid=- (Version vom 1.8.2018)