440 (1.) Unterdessen kommt die Nachricht von der aufständischen Bewegung in Gallien, wo Bindex im Bunde mit den einheimischen Fürsten sich gegen Nero empört hatte, worüber in den Specialschriften das Nähere zu finden ist. 441 Diese Neuigkeit spornte Vespasian zur größten Eile in seinen kriegerischen Operationen an, weil er bereits die kommenden Bürgerkriege und die Gefahren für das ganze Reich voraussah und angesichts derselben wenigstens durch die früher erzielte Pacificierung des Orientes die besorgniserregende Lage Italiens erleichtern zu können glaubte. 442 Die unfreiwillige Ruhe während des Winters hatte er dazu benützt, die unterworfenen Dörfer und Städtchen durch Besatzungen besser zu sichern, von denen die ersteren Decurionen, die Städte aber Centurionen als Commandanten bekamen. Auch hatte er viele verwüstete Ortschaften wieder wohnbar machen lassen. 443 Gegen Eintritt des Frühjahres aber stellte er sich selbst an die Spitze seiner Hauptmacht und führte sie von Cäsarea gegen Antipatris, wo er, um Ordnung zu schaffen, zwei Tage verweilte. Am dritten Tage nahm er seinen Vormarsch wieder auf und verheerte alle Ortschaften ringsherum mit Feuer und Schwert. 444 Nachdem er so das ganze Gebiet im Kreise von Thamna sich unterworfen, marschierte er gegen Lydda und Jamnia, welche beide schon früher in seine Hände gekommen waren, und die jetzt eine entsprechende Zahl solcher Juden zu Bewohnern erhielten, die zu den Römern übergegangen waren. Hierauf kam er nach Emmaus 445 und bemächtigte sich der dortigen Pässe, die nach der Hauptstadt führen. Er ließ daselbst in einem befestigten Lager die fünfte Legion zurück und rückte mit den übrigen Streitkräften gegen den Bezirk von Bethleptephä heran, 446 den er, wie auch den benachbarten Kreis, sengend und brennend durchzog. Ferner ließ er auch im ganzen Umkreis des idumäischen Gebietes die an besonders geeigneten Punkten gelegenen Festungen noch verstärken, 447 während er zwei Dörfer, im Herzen von Idumäa gelegen, Betaris und Kaphartobas mit bewaffneter Hand wegnehmen musste, wobei er über 10.000 Bewohner niedermetzelte, 448 über 1000 gefangen nahm und den Rest verjagte. Die Besatzung, die er aus den eigenen Truppen in nicht unbeträchtlicher Stärke hieher verlegte, sollte dann das ganze Bergland abstreifen und verheeren. 449 Hierauf kehrte Vespasian mit den übrigen Truppen nach Emmaus zurück, um von da durch Samaria über Neapolis, bei den Eingebornen Mabartha genannt, nach Korea hinabzuziehen, wo er am zweiten des Monates Däsius sein Lager
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/345&oldid=- (Version vom 1.8.2018)