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wie durch eine höhere Macht, aber die übrigen wurden sammt und sonders niedergehauen, auch Sabinus ward gefangen, vor Vitellius geführt und vor seinen Augen niedergestoßen. Die Soldaten plünderten sogar die Weihgeschenke und zündeten endlich den Tempel selbst an. 650 Schon am nächsten Tag drang Antonius mit seinen Truppen in die Stadt ein und schlug die Vitellianer, die sich ihm entgegenwarfen, in drei blutigen Zusammenstößen innerhalb der Stadt bis zur Vernichtung. 651 Noch trunken von Wein und noch reichlicher, als sonst – es war ja sein Armensündermahl! – an seiner üppigen Tafel gemästet, wankte Vitellius aus dem Kaiserpalaste, 652 wird aber vom Pöbel sofort durch die Stadt geschleift und nach den entsetzlichsten Misshandlungen und nach aller erdenklichen Schmach mitten in Rom hingeschlachtet, nachdem er acht Monate und fünf Tage regiert hatte, ein Mann, für dessen Schwelgerei nach meiner Meinung selbst das große Römerreich nicht mehr hätte aufkommen können, wenn er noch länger gelebt hätte. 653 Außer dem Kaiser gab es eine Zahl von über 50.000 Leichen! 654 Das hatte sich am dritten des Monates Apelläus abgespielt. Am darauffolgenden Tage rückte Mucianus mit seinem Heere in die Stadt ein und that der weiteren Schlächterei von Seite der Soldaten des Antonius Einhalt, da diese noch immer die Häuser durchstöberten und viele Soldaten des Vitellius, wie auch viele Bürger, die man für seine Anhänger hielt, niedermetzelten, wobei es natürlich der Grimm zu keiner genauen Untersuchung kommen ließ. Mucianus führte dann den Domitian öffentlich auf und stellte ihn dem Volke als Regenten bis zur Ankunft seines Vaters vor. 655 Erst jetzt, wo der Bann von der römischen Bürgerschaft gelöst war, begrüßte auch sie Vespasian als Kaiser und feierte unter einem den Sturz des Vitellius und die Einsetzung Vespasians.

656 (5.) Die Freudenbotschaft über die Vorgänge in Rom erreichte den Vespasian, da er schon in Alexandrien war, wohin denn auch Gesandte aus dem gesammten, ihm jetzt unterstehenden Erdkreise kamen, um ihre Glückwünsche darzubringen. Obschon die größte Stadt nach Rom, erwies sich doch Alexandria für diese Massen als zu klein. 657 Da nunmehr Vespasian seine Regierung im ganzen Reiche anerkannt und die Macht Roms wider alles Erwarten vollständig gesichert sah, wandte er sein Augenmerk wieder dem Rest der Rebellen in Judäa zu. 658 Doch hatte er für seine Person den Wunsch, sich am Ende des Winters nach Rom einzuschiffen, und suchte darum seine Angelegenheiten in Alexandrien rasch zu erledigen: dafür sandte er aber seinen Sohn Titus an der Spitze seiner besten Truppen zur Eroberung Jerusalems ab. 659 Titus marschierte zunächst bis Nikopolis, das von

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/366&oldid=- (Version vom 1.8.2018)