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sterben. 322 Lange stritten sie so hin und her, und es gieng unterdessen eine kostbare Zeit für den Angriff verloren, welche Castor dazu benützte, um dem Simon sagen zu lassen, er möge nur ohne Ueberstürzung die nöthigen Vorkehrungen gegen die andringenden Römer treffen, da er, der Castor, ihren Oberfeldherrn noch eine ganze Weile an der Nase herumzuführen gedenke. Zu gleicher Zeit stellte er sich, als wolle er auch die nicht einverstandenen Kameraden zur Annahme der Gnade bewegen. 323 Aber scheinbar ganz empört darüber, ließen diese ihre blanken Schwerter über die Brustwehr aufblitzen, schlugen damit klirrend an ihren Harnisch und sanken, als hätten sie sich wirklich erstochen, auf den Boden nieder. 324 Staunen überkam den Titus und seine Begleiter über diese edle Haltung der Männer, und außerstande, von unten aus den eigentlichen Vorgang genau zu sehen, bewunderten sie ebenso ihren hohen Muth, wie sie ihr trauriges Ende bemitleideten. 325 In diesem Augenblicke schoss dem Castor ein Bogenschütze einen Pfeil an die Nase, den der Verwundete auf der Stelle selbst sich wieder herauszog, um ihn dem Titus vorzuweisen und sich über die angethane Unbill zu beschweren. Der Cäsar warf dem Schützen einen zornigen Blick zu und wollte dann den an seiner Seite stehenden Josephus zu Castor hinschicken, dass er ihm den Handschlag gebe. 326 Josephus aber erklärte nicht bloß für seine Person, dass er nicht hingehen werde, da die Schutzflehenden gar nichts Gutes im Sinne hätten, sondern hielt auch noch die Freunde, welche hinlaufen wollten, zurück. Da erklärte sich ein Ueberläufer, namens Aeneias, bereit, zu ihm hinzugehen, 327 und lief auch, als Castor noch nach einem Römer verlangte, der ihm sein Geld auffangen möchte, das er bei sich trage, natürlich mit umso größerem Eifer zum Thurme hin, um die Falten seines Busens emporzuhalten. 328 Da aber hob Castor einen Felsblock auf und schleuderte ihn auf Aeneias hinab, den er zwar, weil er zur Seite sprang, verfehlte, um aber dafür einen anderen Soldaten, der eben hinzugetreten war, zu verwunden. 329 Jetzt sah freilich der Cäsar den Betrug und zog daraus die Lehre, wie das Mitleid im Kriege nur Schaden bringen könne, weil ein härteres Gemüth weniger Gefahr laufe, der Tücke zum Opfer zu fallen. Im Zorn über den erlittenen Spott ließ er nun den Widder mit verdoppelter Kraft gegen den Thurm anstürmen: 330 wie er aber schon einzusinken drohte, da zündeten ihn Castor mit seinen Leuten an und sprangen durch die Flammen in die unter demselben befindliche Höhlung und erweckten auf solche Art abermals in den Römern den Glauben an ihren Heldenmuth, gleich als hätten sie sich wirklich in das Feuer gestürzt.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/407&oldid=- (Version vom 1.8.2018)