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und sogar die Eingeweide mit dem Mageninhalt austraten, die Bundeslade mit denselben Händen, welche sie geraubt hatten, unter Cymbel- und Paukenklang wieder zurückbringen müssen, wobei sie das Heiligthum mit den mannigfachsten Sühnopfern feierten? 386 Gott war es wieder, der unseren Vätern diesen glänzenden Sieg errungen, weil sie, ohne einen Arm oder eine Waffe zu erheben, ihm allein die Sache zur Entscheidung überließen. 387 Oder ist etwa der assyrische König Senacherib, dem ganz Asien Heerfolge leisten musste, als er diese Stadt da umlagerte, durch Menschenhand gestürzt worden? 388 Hatten da nicht eben diese Menschenhände Wehr und Waffen abgelegt, um sich nur zum Gebete zu erheben, und hat da nicht der Engel Gottes dafür in einer einzigen Nacht das zahllose Heer vernichtet, so dass der Assyrer, als er sich beim Anbruch des Tages erhob, 185.000 Leichen fand und mit dem Reste vor den wehrlosen Hebräern, die nicht einmal eine Miene machten, ihn zu verfolgen, die Flucht ergriff? 389 Ihr kennt dann gewiss auch die Geschichte der Knechtschaft in Babylon, woselbst unser Volk in der Verbannung siebzig Jahre lang zubrachte, ohne sich auch nur einmal gegen die Feinde seiner Freiheit aufzubäumen, bis endlich Cyrus sie ihnen von freien Stücken um Gotteswillen zurückgab und sie in ihre Heimat geleiten ließ, damit sie dort wieder ihrem großen Helfer im Tempel dienen könnten. 390 Kurz gesagt, es lässt sich kein Beispiel nennen, wo unsere Väter mit den Waffen in der Hand wahre Erfolge erzielt oder umgekehrt ohne dieselben, wenn sie sich nur Gott überließen, es einmal schlecht getroffen hätten. Blieben sie nämlich ruhig, so siegten sie immer zur Zeit und Stunde, welche seiner Gerechtigkeit gefiel, kämpften sie aber, so erlitten sie regelmäßig Niederlagen. Ein Beispiel für das letztere! 391 Damals, als der König von Babylonien diese Stadt belagerte, da leistete unser König Sedecias entgegen den prophetischen Warnungen des Jeremias dem Feinde mit dem Schwerte Widerstand und – er ward nicht bloß selbst gefangen genommen, sondern musste auch Zeuge sein, wie Stadt und Tempel der Erde gleich gemacht wurden, und das alles, obgleich dieser König noch um vieles besser war, als eure Führer, und sein Volk besser, als ihr! 392 Denn trotzdem es Jeremias laut in die Stadt hinausrief, dass sie Gott wegen ihrer Vergehen gegen ihn zum Feinde hätten, und dass die Stadt sicher erstürmt werden würde, wenn sie dieselbe nicht übergeben wollten, ward er dennoch weder vom König noch vom Volke getödtet. Aber was thut denn ihr? 393 Um zu schweigen von dem, was bei euch drinnen vorgeht, von den Freveln, die ich gar nicht gebürend wiedergeben könnte, so sage ich nur: Ihr lästert mich ja und schießet nach mir in dem Augenblicke,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/415&oldid=- (Version vom 1.8.2018)