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Zähnen der wilden Thiere zu enden. 419 Die Gefangenen unter siebzehn Jahren wurden als Sclaven verkauft. Aber noch während der von Fronto vorgenommenen Musterung starben 11.000 Gefangene aus Mangel an Nahrung, weil zum Theile die Wächter ihnen aus Hass nichts verabfolgten, zum Theile sie selbst von dem Dargereichten nichts zu sich nehmen wollten, und überdies für eine solche Menschenmasse der Speisevorrath auch viel zu klein war.

420 (3.) Die Zahl sämmtlicher Kriegsgefangenen, die während des ganzen Feldzuges gemacht wurden, ward auf 97.000 Köpfe berechnet, die Zahl jener, die bei der ganzen Belagerung umkamen, auf 1,100.000 Menschen. 421 Davon gehörte der größte Theil, wenn er auch jüdischer Abstammung war, keineswegs zu den eigentlichen Bewohnern der Hauptstadt, da die Leute von allen Enden des Landes zum Feste der ungesäuerten Brote nach Jerusalem zusammengeströmt und dort, ehe sie sichs versahen, vom Feinde umschlossen waren, ein Zustand der Ueberfüllung, welcher unter ihnen zunächst tödtliche Seuchen und dann die noch verheerendere Hungersnoth hervorbringen musste. 422 Dass aber die Hauptstadt wirklich solche Massen aufnehmen konnte, geht klar aus der unter Cestius vorgenommenen Schätzung hervor. Dieser wollte nämlich den Kaiser Nero, der von der Größe unserer Nation ziemlich wegwerfend sprach, über die Stärke der Hauptstadt einmal aufklären und forderte zu diesem Zwecke die Hohenpriester auf, wenn es irgendwie möglich wäre, eine Zählung der Volksmenge anzustellen. 423 Da nun das sogenannte Paschafest vor der Thüre stand, bei welchem von der neunten bis zur elften Stunde Opfer dargebracht werden, und zwar in der Weise, dass jedes Opfer den Mittelpunkt einer Art Familienbundes von nicht weniger als zehn Köpfen, oft auch bis zu zwanzig Köpfen bildet – denn für sich allein darf Niemand die Opfermahlzeit genießen – 424 so zählten nun die Hohenpriester bei dieser Gelegenheit die geschlachteten Opfer und ermittelten die Zahl 255.600. 425 Das macht, um nur zehn Theilnehmer für jedes Opfer anzusetzen, 2,600.000 Menschen, und zwar sind das nur die reinen und heiligen, 426 da den mit Aussatz oder Samenfluss behafteten, wie auch den Frauen während des Monatsflusses und allen anderen sonstwie verunreinigten Personen die Theilnahme an diesem Opfer nicht gestattet war. 427 Ebenso waren die Heiden, die Gott ihre Verehrung zu bezeigen zum Feste erschienen, von diesem Opfer ausgeschlossen.

428 (4.) Zum großen Theil stammt diese Volksmenge von auswärts. Damals aber wurde durch das Verhängnis aus der Festversammlung gleichsam ein einziger großer Kerker, in den die ganze Nation eingesperrt ward, und gerade in dem Augenblick, da die Stadt von

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 488. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/488&oldid=- (Version vom 1.8.2018)