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Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/489

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Menschen vollgestopft war, schloss sich der feindliche Ring um sie. 429 Kein Wunder also, dass das massenhafte Verderben in der Stadt allen Schrecken überstieg, den Feindesschwert und Gottes Geißel nur verbreiten können. Wie gesagt, wurden von den Römern jene Juden, die sich blicken ließen, zum Theil niedergemetzelt, zum Theil gefangen genommen, aber die Soldaten durchstöberten auch die unterirdischen Gänge und rissen sogar den Erdboden auf, um alle, die ihnen dort in die Hände geriethen, abzuschlachten. 430 Man stieß dort auch auf mehr als 2000 Todte, die theils durch eigene Hand, theils durch fremde Hand, zumeist aber durch Hunger den Tod gefunden hatten. 431 Der Verwesungsgeruch, der von diesen Leichen den eindringenden Römern entgegenwehte, war so entsetzlich, dass viele auf der Stelle umkehren mussten, während die anderen, von der Gier nach Schätzen weiter getrieben, durch die aufgehäuften Leichen sich keck hindurcharbeiteten: fand man ja doch soviele Kleinodien in diesen Stollen, 432 und wo gab es je einen, wenn auch noch so grauenvollen, Pfad, den die Geldgier nicht in der Ordnung gefunden hätte! Auch viele Gefangene der Tyrannen förderte man aus diesen Schächten zu Tage. 433 Sie hatten also von ihrer Grausamkeit nicht einmal in der äußersten Bedrängnis lassen können! Uebrigens machte sich Gott von beiden Schurken nach Gebür bezahlt, indem Johannes nach furchtbaren Hungersqualen, die er mit seinen Brüdern in den geheimen Gängen durchgemacht, endlich sich gezwungen sah, um die Gnade der Römer zu betteln, die er oft so stolz zurückgewiesen hatte, wie auch Simon nach langem Ringen mit der Noth, das wir im Folgenden noch ausführlicher schildern werden, sich selbst den Römern stellte. 434 Er wurde in Haft genommen, um später durch seinen Tod den Triumph zu verherrlichen. Johannes erhielt ewigen Kerker. Nachdem die Römer die Stadt bis in ihre entlegensten Theile verbrannt, gruben sie auch noch die Stadtmauer ab.


Zehntes Capitel.
Kurze Geschichte Jerusalems.

435 (1.) Aus solche Weise wurde Jerusalem im zweiten Jahre der Regierung Vespasians, am achten des Monates Gorpiäus erstürmt. Obwohl früher schon fünfmal erstürmt, ward sie doch im Ganzen nur zweimal völlig verwüstet. 436 Der erste, der sie nahm, ohne sie zu zerstören, war der Aegypterkönig Asochäus, der zweite Antiochus, der dritte Pompejus und dann Sosius im Vereine mit Herodes. 437 Vor ihnen hatte sich der König von Babylon der Stadt bemächtigt und dieselbe in eine Ruinenstätte verwandelt. Das geschah 1468 Jahre und sechs Monate nach der Gründung der Stadt. 438 Ihr erster Erbauer war

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/489&oldid=- (Version vom 1.8.2018)