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ganzen Länge bis zu seinen Quellen hinauf verschwindet und den Anblick eines ganz trockenen Bettes darbietet. 99 Ist der siebente Tag gekommen, so strömt er wieder, wie vordem, als wäre mit ihm gar nichts geschehen, und diesen Wechsel befolgt er nach langjährigen Beobachtungen stets aufs genaueste, woher er auch den Namen Sabbathfluss, vom Namen des siebenten Tages, der den Juden heilig ist, bekommen hat.

100 (2.) Als die Einwohner Antiochiens erfuhren, dass Titus schon in der Nähe stehe, wollte vor lauter Freude Niemand mehr innerhalb der Mauern bleiben. Alles wollte ihm entgegeneilen: nicht bloß die Männer, sondern auch eine Masse Frauen mit ihren Kindern strömten zu den Stadtthoren hinaus 101 und giengen Titus mehr als dreißig Stadien weit entgegen. 102 Sobald sie nun seiner ansichtig wurden, stellten sie sich zu beiden Seiten des Weges auf und bewillkommten ihn mit hocherhobenen Händen, worauf sie ihn unter tausendstimmigen Jubelrufen in die Stadt zurückgeleiteten. 103 Stets klang aber auch aus der Mitte der Freudenrufe die Bitte heraus, dass Titus die Juden aus Antiochia verjagen möchte, 104 und obschon Titus darauf gar nicht eingieng, sondern diesen lauten Wünschen nur Stillschweigen entgegensetzte, so fragten sich doch die Juden in ängstlicher Spannung: „Was denkt er sich?“ „Was wird er wohl thun?“ Es waren Tage langer und banger Furcht für sie, 105 indem Titus noch nicht in Antiochia verblieb, sondern gleich wieder seinen Marsch nach der Stadt Zeugma am Euphrat aufnahm, wohin unter anderen auch vom Partherkönig Bologeses Gesandte geschickt worden waren, um dem Titus einen goldenen Kranz für seinen Sieg über die Juden zu überreichen. 106 Nach der Uebernahme desselben gab Titus der königlichen Gesandtschaft ein festliches Mahl und kehrte dann von Zeugma nach Antiochien zurück. 107 Als ihn nun hier der Rath und die Bürgerschaft mit Bitten bestürmten, sich in das Stadttheater zu begeben, wo sich die ganze Volksmenge versammelt hatte, um Titus zu huldigen, sagte er gnädig zu. 108 Wie aber die Antiochener im Theater aufs neue mit großer Zähigkeit ihm anlagen und in einemfort baten, dass er die Juden aus der Stadt vertreiben möchte, gab er ihnen zuletzt eine schlagende Antwort: 109 „Aber ihre Vaterstadt“, sprach er, „wohin man sie versetzen müsste, ist ja nicht mehr, und kein Ort auf der Welt würde sie mehr aufnehmen“. 110 Trotz dieser Fehlbitte wagten die Antiochener noch eine zweite. Sie stellten das Verlangen, dass er wenigstens die Erztafeln, auf dem die Rechte der Juden eingegraben waren, vernichten lassen möchte. 111 Aber auch hierin willfahrte ihnen Titus nicht, sondern ließ alle Rechtsverhältnisse der Juden zu Antiochia in ihrem früheren Bestande.

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 504. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/504&oldid=- (Version vom 1.8.2018)