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Darauf verließ er Antiochien, um sich nach Aegypten zu begeben. 112 Da er auf diesem Zuge wieder Jerusalem berührte, so konnte er nicht umhin, einen Vergleich zwischen der düsteren Oede, die er jetzt vor sich sah, und der einstigen Pracht dieser Stadt anzustellen, und indem er sich die gewaltigen Bauten, die jetzt in Trümmer lagen, und die entschwundene Herrlichkeit der Stadt vergegenwärtigte, überkam ihn ein tiefes Bedauern für die unglückliche Stadt. 113 Weit entfernt, sich einem stolzen Gefühle hinzugeben, dass es ihm gelungen, eine so starke und ausgedehnte Stadt mit stürmender Hand zu nehmen, wie es jeder andere gethan haben würde, brach Titus wiederholt in die heftigsten Verwünschungen gegen diejenigen aus, welche das Volk in den Abfall hineingerissen und dadurch eine so furchtbare Züchtigung über die Stadt heraufbeschworen: kurz, man sah aus seinem ganzen Benehmen, wie wenig er darnach Verlangen trug, aus den Trümmern eines niedergetretenen Volkes sich einen Ruhmestempel zu bauen. 114 Von den ungeheuren Schätzen dieser Stadt wurde selbst unter den Ruinen noch ein nicht unbeträchtlicher Theil aufgefunden. 115 Vieles konnten die Römer selbst herausgraben, aber die meisten Funde verdankten sie den Angaben der Kriegsgefangenen, infolge deren man Gold- und Silberschmuck und anderen überaus kostbaren Zierat aushob, wie er von den betreffenden Eigenthümern der unsicheren Kriegszeiten wegen in die Erde versteckt worden war.

116 (3.) Nun machte sich Titus, wie er vorgehabt hatte, auf den Weg nach Aegypten und erreichte nach einem äußerst raschen Wüstenmarsch die Stadt Alexandria. 117 Da er von da nach Italien zu fahren gedachte, so schickte er die beiden Legionen, mit denen er gekommen, wieder in ihre alten Standorte, die fünfte nach Mösien und die fünfzehnte nach Pannonien zurück. 118 Er traf dann unter den Kriegsgefangenen eine Auswahl und ließ die zwei Rebellenführer Simon und Johannes nebst einer Anzahl von 700 ausnehmend starken und schöngewachsenen Männern ohne Verzug nach Italien schaffen, um sie dort im Triumphe aufzuführen. 119 Nach einer Ueberfahrt, wie sie sich Titus selbst nicht besser wünschen konnte, erfuhr er von Seite der Hauptstadt denselben herzlichen Empfang und dasselbe Entgegenkommen, das man seinem Vater erwiesen hatte. Was aber seinen Einzug besonders glänzend gestaltete, das war der Umstand, dass ihm sogar sein eigener Vater zum Empfange entgegenzog, 120 und es war für die versammelten römischen Bürger ein herzerfreuendes, göttliches Schauspiel, die drei Fürsten jetzt vereinigt zu sehen. 121 Schon nach Verlauf von wenigen Tagen fassten sie den Beschluss, nur einen einzigen und zwar gemeinsamen Triumph über die Juden zu feiern, obwohl der Senat dem Vespasian,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/505&oldid=- (Version vom 1.8.2018)