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sie diesen Schritt nur so auslegen konnten, dass Antiochus selbst an der Behauptung des Thrones verzweifle, so verließen sie seine Sache und giengen zu den Römern über. Die Muthlosigkeit war eine ebenso allgemeine, als offen ausgesprochene. 236 Infolge dessen sah sich Epiphanes mit seiner nächsten Umgebung gezwungen, bevor sie den letzten Mann verloren, sich vor dem Feinde in Sicherheit zu bringen. Mit nur zehn Reitern im Ganzen überschritt er den Euphrat, wo sie gesichert waren. 237 Von da begab er sich zum Partherkönig Vologeses, der, weit entfernt, sie als Flüchtlinge geringschätzig anzusehen, sie im Gegentheil nicht anders, als wären sie noch in Glanz und Würde, mit aller Auszeichnung behandelte.

238 (3.) Als Antiochus nach Tarsus in Cilicien gelangt war, ward er daselbst von einem Centurio im Auftrage des Pätus in Haft genommen und dann mit Ketten beladen nach Rom geschickt. 239 Doch Vespasian konnte sich nicht entschließen, den König in einem solchen Aufzuge vor sich bringen zu lassen, und glaubte mehr auf die alte Freundschaft Rücksicht nehmen zu müssen, als auf den bloßen Verdacht einer kriegerischen Conspiration hin fort und fort einen unerbittlichen Groll gegen ihn hegen zu sollen. 240 Er gab daher, noch während Antiochus auf dem Wege zu ihm war, den Befehl, ihm die Ketten abzunehmen und ihm auch den Weg nach Rom zu ersparen: vorderhand sollte er in Lacedämon seinen Aufenthalt nehmen, für den er ihm auch große Einkünfte an barem Geld anweisen ließ, damit er nicht bloß einen reichen, sondern selbst einen königlichen Haushalt führen könnte. 241 Die Kunde hievon benahm dem Epiphanes und seinen Leuten, die wegen des Vaters schon in großer Furcht waren, einen ebenso schweren als zehrenden Kummer von der Seele; 242 ja, sie schöpften sogar einige Hoffnung, auch für ihre Person wieder vom Kaiser Verzeihung zu erlangen, da sich Vologeses für sie brieflich an Vespasian gewendet hatte. Denn bei aller Bequemlichkeit hatte für sie das Leben außerhalb des römischen Reiches doch keinen Reiz. 243 Gnädiglich gewährte ihnen der Kaiser straffreie Rückkehr, und so kamen sie denn nach Rom, wo sie in Gemeinschaft mit ihrem Vater, der alsbald von Lacedämon herbeigeeilt war, mit allen Ehren überhäuft, verblieben.

244 (4.) Um diese Zeit trug sich das Volk der Alanen, von dessen scythischem Charakter und von dessen Wohnsitzen am Tanais und am Mäotischen See ich, wie mir scheint, schon früher einmal Erwähnung gemacht, 245 mit dem Gedanken an einen räuberischen Einfall in Medien und die sich daran anschließenden Länder. Zu diesem Zwecke traten sie mit dem König der Hyrkanier in Unterhandlung, da derselbe jenen Pass beherrscht, welchen der König Alexander mit eisernen Thoren

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/517&oldid=- (Version vom 1.8.2018)