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versehen und auf solche Art verschließbar gemacht hatte. 246 Der König gewährte ihnen Einlass, und nun fielen sie in dichten Schwärmen über die nichtsahnenden Meder her und plünderten das volkreiche und mit allen Arten von Weidevieh gesegnete Land. Niemand wagte einen Widerstand, 247 da ja selbst der damals regierende medische König, namens Pakorus, sich voll Schrecken in unwegsame Gegenden geflüchtet hatte, nachdem er den Barbaren Alles überlassen und nur mit genauer Noth die Königin und seine Kebsfrauen, die in ihre Gefangenschaft gerathen waren, durch ein Lösegeld von hundert Talenten aus ihren Händen hatte befreien können. 248 So konnten die Alanen in aller Gemächlichkeit und ohne den geringsten Kampf ihre Beute machen, bis sie unter fortwährenden Plünderungen selbst nach Armenien vordrangen. 249 Hier stellte sich ihnen zwar der König des Landes, Tiridates, entgegen und lieferte ihnen eine Schlacht, wäre aber bald selbst auf ein Haar während des Kampfes lebendig in ihre Gefangenschaft gerathen. 250 Schon hatte ein Alane ihm einen Lasso um den Hals geworfen und hätte ihn wohl auch fortgeschleift, würde er nicht rasch genug mit dem Schwerte den Riemen zerhauen und durch schleunige Flucht sich gerettet haben. 251 Die Sieger, deren Wuth durch die Schlacht noch mehr gereizt worden war, ergossen sich nun sengend und brennend über das ganze Land und kehrten dann mit einer großen Anzahl Gefangener und vielen Beutestücken, die sie sich aus beiden Reichen geholt hatten, wieder in ihre Heimat zurück.


Achtes Capitel.
Tod des Lucilius Bassus. Flavius Silva rückt vor Masada. Geschichte und Beschreibung der Veste. Fall der Mauer. Zerstörung der Nothmauer durch Feuer. Eleazar, das Haupt der Sicarier, fordert in zweimaliger Rede die Juden zum Selbstmorde auf.

252 (1). Inzwischen war Bassus gestorben, und Flavius Silva sein Nachfolger in der Statthalterschaft von Judäa geworden. Da derselbe sonst das ganze Land durch das Schwert der Römer gebändigt und nur noch eine einzige Veste denselben trotzen sah, so machte er sich an die Eroberung des Platzes, indem er zunächst die ganze in verschiedenen Theilen des Landes befindliche Streitmacht concentrierte. 253 Es war das die Festung Masada, die von den Sicariern unter der Anführung des Eleazar, eines Mannes von großem Ansehen, besetzt worden war. Derselbe war ein Abkömmling jenes Judas, welcher, wie wir oben erzählt haben, nicht wenige Juden zu der Zeit, als Quirinius in der Eigenschaft eines Censor nach Judäa gesandt worden war, zum Widerstand gegen diese Schätzung verleitet hatte. 254 Die

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 518. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/518&oldid=- (Version vom 1.8.2018)