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eine Veste gebaut, die er Masada benannte. 286 Später hat sich dann Herodes die Befestigung des Platzes sehr angelegen sein lassen. Er führte nämlich um den ganzen Rand des Gipfels in einer Ausdehnung von sieben Stadien eine Mauer aus weißen Steinen auf, die eine Höhe von zwölf und eine Dicke von acht Ellen bekam, 287 und die von 37 Thürmen mit einer Höhe von fünfzig Ellen überragt war. Gleich von diesen Thürmen aus kam man in die eigentlichen Wohnräume, 288 die an den ganzen inneren Mauerkreis angebaut waren, während die Gipfelfläche mit ihrem fetten und über jedes Ackerfeld weichen Boden von dem König dem Landbau überlassen ward, damit, wenn einmal der Proviant von draußen zu Ende gienge, dennoch die Leute drinnen, die ihr Leben der Veste anvertraut hatten, nicht ausgehungert werden könnten. 289 Auch ein Schloss baute er am Berge und zwar am westlichen Aufstieg unterhalb der Ringmauer des Gipfels mehr gegen Norden zu. Die Mauer des Schlosses war von bedeutender Höhe und mächtiger Dicke und von vier sechzig Ellen hohen Eckthürmen flankiert. 290 Die Ausstattung der Wohnräume, der Säulenhallen und Bäder im Innern zeigte eine ebenso große Abwechslung als kostbaren Aufwand. Allüberall standen Säulen, die aus einem einzigen Stein gearbeitet waren, die Wände aber und Fußböden in den Gemächern waren mit bunten Steinmustern geziert. 291 Ueberall, wo menschliche Wohnungen lagen, sowohl oben als auch im Schloss und dann vor der Festungsmauer, hatte er viele große Behälter zur Aufbewahrung des Wassers in die Felsen hauen lassen, wodurch er die Veste auf künstliche Weise so reichlich mit Wasser versorgen konnte, wie das sonst nur bei Benützung von Quellen möglich ist. 292 Ein in den Felsen gehauener Gang, den man von außen nicht bemerkte, führte vom Schlosse zum Gipfelrande hinauf. Uebrigens bot selbst die Benützung der offenen Pfade einem Feinde große Schwierigkeit, 293 da der östliche, wie schon oben bemerkt wurde, eine solche Benützung seiner Natur nach einfach ausschloss, während der auf der Abendseite gerade an der engsten Stelle, mindestens noch 1000 Ellen von dem Gipfel weg, von Herodes mit einem Thurm gesperrt worden war, dem man weder ausweichen noch auch leicht beikommen konnte. Selbst zur Friedenszeit war hier für Passanten der Durchlass schwierig. 294 So hatte also Natur und Kunst zusammengeholfen, um die Festung gegen alle feindlichen Stürme sicher zu stellen.

295 (4.) Was jedoch vielleicht noch mehr Bewunderung erregen dürfte, das war der Reichthum und das hohe Alter der hier lagernden Vorräthe. 296 Es war nämlich eine Menge Getreide hier aufgestapelt, das für lange Zeit reichlichen Unterhalt bieten konnte, desgleichen auch

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 522. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/522&oldid=- (Version vom 1.8.2018)