der Jüngling, – eine antik edle Gestalt, – seine Geliebte vorstellt, sprechen ihre Individualität und die Handlung einfach und bestimmt aus. Vielleicht hat aber der Künstler die holde Sittsamkeit des Mägdleins zu deutlich bezeichnen wollen, und daher das hübsche – nicht schöne – Köpfchen mehr als nöthig ist, gesenkt. Dies stört aber keinesweges die Harmonie und den reinen Idyllenton des Ganzen. Die Beiwerke sind verständig geordnet; die Perspective ist vorzüglich gelungen.
Das zweite, eine heilige Familie, von Näke, einem nach der Antike gebildeten Zeichner, erinnerte durch seine Zartheit und feinen Farbenschmelz an eine Composition von demselben Künstler, die vor zwei Jahren eine Zierde dieser Ausstellung war. Dieses Gemälde hat das Eigenthümliche: Licht ohne Schatten! – Maria beugt sich von einem Rasensitze, welchen die blühenden Kinder des Frühlings umgeben, über das Kind im Schoose und den kleinen Johannes, welche sich kindlich liebkosen; in frommer Rührung kniet Elisabeth, und schließt mit ihrer edlen – ob auch durchaus richtig gezeichneten? – Matronengestalt die schön verbundene Gruppe. Mit den – etwas großen – Lilien zugleich scheint hier ein Leben voll Liebe unter Italiens glänzendem Himmel aufzublühen. So ungefähr dachte sich Raphael die Madonna als schone Gärtnerin, und so Petrarca sein Ideal an der Quelle von Vaucluse; – credendo esser in ciel, zeichnete er die ruhende Gestalt und die
erba e fior, che la gonna
leggiadra ricoverse. –
Von Moritz Retsch muß hier noch ein zweites Gemälde, Christus segnet die Kinder, – seiner Zeichnung
Unbekannt: Kunst-Ausstellung in Dresden, am Friedrichstage den 5ten März 1810. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1810_Seite_298-314.djvu/11&oldid=- (Version vom 8.9.2024)
