Glanzes in einem dunkelröthlichen Lichte. In der Ferne, die aber wohl zu wenig zurücktritt, so, daß es dem Gemälde an Tiefe zu fehlen scheint, zeigen sich Gebirge und Jerusalem. Man erkennt auch in diesem Bilde, das Effekt macht, den trefflichen, durch das Studium der Antike gereiften, Zeichner wieder. Das Colorit ist nicht weniger schön; vorzüglich contrastirt der bräunliche Johannes sehr glücklich mit dem weißen Incarnat des Körpers des Heilandes. Die Figuren der Engel aber haben, obgleich verschieden dargestellt, nichts Idealisches.
Professor Tischbein hat, außer dem Portrait der Kaiserin Elisabeth von Rußland, in Pastel, welches überaus zart, fast transparent, wie auf Gaze gehaucht ist, und außer einem kräftig und schön als Amor portraitirten Knaben, der aus der Ecke des Zimmers hinter einem Vorhange schalkhaft in die Versammlung blickt, ein großes Bild in Oel, Perseus und Andromeda, aufgestellt. Das Ungeheuer hat, wie einige dafür halten, in seiner barokken Figur etwas Süßliches, und ist leider für das Auge der Hauptpunkt in der Composition; die gut gezeichnete Andromeda liegt von Furcht bleich, halb leblos; vom untern Körper des Perseus sieht man nur das rechte Knie; und der entscheidende Moment, wo das Ungeheuer beim Anblick des Medusenkopfs erstarren soll, scheint aus der etwas losen Verbindung der drei Figuren nicht recht begreiflich zu werden.
Unter den Compositionen in den übrigen Sälen fanden zwei interessante Gemälde großen Beifall. Das erste Daphnis, nach Geßners Idylle (II. I.) von Moritz Retzsch, einem geübten Zeichner, in Oel gemalt, ist schön componirt. Jede der drei Hauptfiguren, der Greis, welchem
Unbekannt: Kunst-Ausstellung in Dresden, am Friedrichstage den 5ten März 1810. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1810_Seite_298-314.djvu/10&oldid=- (Version vom 8.9.2024)
