zwei ausdrucksvollen Pharisäerköpfen in halber Lebensgröße, die einen jugendlich idealisirten Christuskopf, – der voll Liebe mit Liebe gezeichnet ist, und, wenn er nicht den männlichen Bart hätte, ein Christus im Tempel seyn würde, – einschlossen, hat uns Hr. v. Kügelgen auch durch Copieen von den Portraits der vier großen Dichter, von Göthe, Wieland, von Schiller und von Herder, erfreut, über die schon eine Kennerin in dieser Zeitschrift, und ein geistvoller Kunstfreund in der Zeitung f. d. eleg. Welt das allgemeine Urtheil ausgesprochen haben.
Friedrich Matthäi hat diesmal zwei Gemälde in Oel, das gelungene Portrait einer jungen Dame, ein Kniestück, und ein nach Rußland, wie man sagt, bestimmtes Altarblatt, die Taufe Christi, ausgestellt. Dieses Werk im großen Styl hat viel Verdienst. In ernster Majestät steht Johannes, eine kräftige Gestalt, auf einem erhöhten Rande des Ufers am Jordan, wo der Fluß unter hohen Bäumen einen kleinen Fall macht. Oberhalb des Falles steht Christus, ein Mann im vollen Glanze der Jugend, etwas gebückt und doch aufblickend, die Hände zum Gebet emporhebend, im Strome. Das Wasser, welches der Täufer auf sein braunes Haar gießt, verwandelt den heiligen Schein des Hauptes in einen leuchtenden Kreis. Aus dem Himmel strömt das Licht der Weihe, im Nebeldufte strahlend, auf den Heiland nieder. Den Raum zur Seite eines hohen Baumes füllen zwei Engel, welche das Gewand Jesu halten und knieen. Am jenseitigen Ufer erblickt man Menschengruppen und einen Schiffer, der rudert; wahrscheinlich sind es solche, die sich übersetzen, und von Johannes taufen lassen wollen. Man sieht sie nur durch den Duft des von oben herabfallenden
Unbekannt: Kunst-Ausstellung in Dresden, am Friedrichstage den 5ten März 1810. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1810_Seite_298-314.djvu/9&oldid=- (Version vom 8.9.2024)
