Zeichner und Coloristen unter den Praktikern, daß die Naturalisten und Idealisten unter den Theoretikern Vieles zu tadeln und zu bekritteln fanden, war in der Ordnung; das Vorliebe und Gunst Manches über die Gebühr erhoben, während Gewohnheit und Vorurtheil bei guten Werken kalt vorübergiengen, war nichts Neues; daß endlich hier und da auch wohl eine kleinliche Leidenschaft ihre Feile ansetzte, war – menschlich. Erwarten Sie also nicht den Wiederhall der bunt und kraus unter einander ausgesprochenen Urtheile von mir zu hören. Er würde verkörpert, ungefähr wie Liskow’s gefrorne Fensterscheibe sich ausnehmen. – „Aber haben Sie denn in Dresden kein Publikum von Kennern, oder eine von diesen abhängige öffentliche Meinung?“ – Nein, l. F. Nur in Italiens großen Städten und in Paris (?) kann die neidlose Bewunderung der Künstler selbst und das glühende oder reizbare Gefühl eines, für die Kunst organisirten, südlichen Volks das Große, Schöne und Genialische, überall wo es ist, anerkennen und geltend machen. Dort ist das Interesse an der Kunst das Höchste und Einzige, gegen welches die kleinlichen Rücksichten des calculirenden Eigennutzes selten oder nie aufkommen. In Paris aber stellt kein Meister seine Werke in der allgemeinen Exposition auf. Dagegen prüft eine Versammlung von Kennern die Werke der Schüler und Kunstfreunde, welche die Ehre der Ausstellung suchen.
Es ist zu bedauern, daß die ausgezeichnetern Künstler in Dresden ihr Urtheil fast nur dann öffentlich aussprechen, wann sie in die Schranken der Kunstpolemik treten. Wir haben einer solchen Veranlassung im vorigen Jahre mehrere treffliche theoretische und praktische Bemerkungen über die Kunst verdankt. Wenn das Urtheil dieser Männer
Unbekannt: Kunst-Ausstellung in Dresden, am Friedrichstage den 5ten März 1810. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1810_Seite_298-314.djvu/3&oldid=- (Version vom 8.9.2024)
