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Seite:Journal des Luxus und der Moden 1810 Seite 298-314.djvu/4

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laut werden könnte, so würden Sie, l. F., diesen Brief und meine Plauderei nicht lesen.

Ich habe den Vorsatz, nur zu erzählen, selten zu urtheilen, nie zu richten. Die Kunst richtet ihre Werke selbst; und es giebt auch in dieser Ausstellung manches Kunstwerk, das für sich selbst sprechen und alle Kritik überleben wird.

Folgen Sie mir in den Saal unserer Meister, zu den Lieblingen der Kunst, die man in und außerhalb Teutschland mit Achtung nennt. Der Katalog macht zuerst auf eine Verkündigung aufmerksam, ein Gemälde in Oel, von Gerhard von Kügelgen. Der Künstler hat durch eine einfach große Composition den Ursprung des neuen Bundes in der vollen Bedeutung seines Zwecks darstellen wollen. Hier begegnet uns die Frage: in welchem Maße darf der Maler die Symbolik in der heiligen Poesie anwenden? – Die Erfindung selbst kann nicht nach den Grundsätzen der historischen Malerei beurtheilt werden. Es wird daher von keinem Anachronism in den Attributen die Rede seyn. Hier mußte das Göttliche und das Irdische, die Gegenwart und die Zukunft in dem Momente einer Vision sinnbildlich verbunden werden. Dem epischen Dichter wird es leichter, als dem Maler, die Maschinerie für diesen Zweck zu finden. Ob es aber beiden erlaubt sey, das Idealische, das seine Quelle in der Vernunft hat, und das Mystische, das außerhalb der Vernunft bestehet, historisch zu vereinigen, darüber kann wohl kein Zweifel seyn. Das Christenthum ist als Offenbarung nicht bloß idealisch, sondern zugleich über alle Vernunft erhaben, folglich mystisch, für Idee und Glauben gleich bedeutend und lebendig darzustellen. – Gerh. v. Kügelgen hat den

Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Kunst-Ausstellung in Dresden, am Friedrichstage den 5ten März 1810. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1810_Seite_298-314.djvu/4&oldid=- (Version vom 8.9.2024)