Mensch reitet auf einem gewöhnlichen Adler in den Wolken von der Morgendämmerung beleuchtet!) Allein das Kühne der Composition und der hohe Ernst in dem von großen Visionen erhobenen Seher umgeben das Bild mit den dunkeln Schauern der Apokalypse. Hier kann nichts Graziöses seyn. Raphaels Gefühl ist von seiner Kraft verzehrt, und beide sind im höchsten Schwunge der Begeisterung dem Maße der Eurythmie entführt. Das merkwürdige Original befindet sich in der Gallerie des Prinzen Giustiniani in Paris. Lieblicher ist unstreitig Johannes der Evangelist von Domenichino; aber größer gedacht, gewiß nicht. – Weit anziehender als die genannten Gemälde, ist die Copie nach Domenichino, Johannes predigt in der Wüste. Als Landschaft von diesem Meister ist das Original, welches Hr. Erard in Paris besitzt, an sich schon eine Seltenheit; aber die natürliche und charakteristische Anordnung der verschiedenen Gruppen, die nothwendige und leichte Beziehung des Einzelnen auf den Prediger, welcher der Mittelpunkt des Ganzen ist, ohne in der Mitte zu stehen, endlich das frische Colorit und die Harmonie des Tons der Landschaft, machen dieses Bild doppelt interessant. – Zu bescheiden hat die Künstlerin, außer diesen Copieen, nur ein Portrait nach der Natur ausgestellt, während sie schon durch mehrere in ihrem Atelier bewiesen hat, daß sie auch treffen kann, und daß sie, wenn sie schon jetzt viel leistet, künftig noch mehr leisten wird.
Ueberhaupt waren von Landschaften, Gemälden, u. a. nach Ruysdal, Franz Casanova, Klengel, Berghem, Van de Velde, Dietrich etc. viele gute Copieen von Schmidt, Aug. Reichel, Fischer, Faber, Blank, Held, Harnapp u. a. m. vorhanden.
Unbekannt: Kunst-Ausstellung in Dresden, am Friedrichstage den 5ten März 1810. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1810_Seite_346-354.djvu/5&oldid=- (Version vom 31.8.2024)