Unbekannt: Dresdener Kunstausstellung 1816 | |
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eine deutlichere Hieroglyphe; und darum gewinnen Landschaften jederzeit durch mitgegebene Menschen, mögen sie auch nur dienend in das Ganze einzugehen scheinen, gleichsam als müßten diese bewußtlos schlummernden Gegenstände in einem Bewußtseyn erweckt und erlös’t werden. Stelle ich aber hier neben Darnstädt’s Kupferstich sogleich des gemüthvollen, ideenreichen Friedrich’s zwei Gemälde, nämlich den Söller vor dem Domplatze und den Haven, so liegt dieß in der Trefflichkeit beider, welche leicht Schmuck und Zier der dießjährigen Ausstellung sind; so tief gedacht und durchgefühlt; so geistanreizend, kunstreich und bis in die kleinsten Theilchen fleißig ausgeführt sind beide. Im Vordergrunde des ersteren stehen an einer Balustrade auf einem Kirchplatze zwei Altteutsche, Mann und Frau. Ernst, still und heilig erhebt sich ein breithürmiger Tempel des Herrn, und hinter ihm sinkt in feierlicher Pracht die Sonne. Drei Thürme, wovon zwei durch einen Gang verbunden sind, bilden hier Eins in leicht faßlicher, symbolischer Deutsamkeit und Beziehung auf die Gottheit. Sie erheben sich schlank und leicht, mit all dem gothischen, nach dem Vorbilde der Vegetation liebevoll gebildeten Schmucke, in den schönsten und geschmackvollsten Verhältnissen. Das Ganze ist, möchte man sagen, der Triumph der Geistesanbetung über die Naturandacht. Unwandelbar, festgegründet, den wechselnden Schwingungen der Zeit überlegen, schaut der Geist ernst und tiefwürdig die sinkende Pracht der herrlichsten Naturerscheinung – Nicht minder sinnvoll sind diese zwei, dem Beschauer und dem Haven nahenden Schiffe. Sie haben des stürmischen Meeres Fährlichkeiten glücklich bestanden, und feiern, Angesichts der silbernen Mondessichel, wie der sie umfangende Aether, ihren Sabbat. Da draußen aber treibt noch manches Schifflein in der Ferne. Wie
Unbekannt: Dresdener Kunstausstellung 1816. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1816, Seite 657. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1816_Seite_655-665.djvu/4&oldid=- (Version vom 8.9.2024)