Seite:Katzenschlucker.djvu/46

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dort helfend ein, wo die na[türli]chen Kräfte des Menschen sich als zu schwach erweisen.“

Und siehe, sie mußten nicht allzu lange nach etwas Besonderem ausschauen. Da zeigte sich ihnen eines Tages in ihrem Zauberspiegel eine schöne alte Stadt, dort waren die Häuser und Gassen so sehr von Mäusen voll, daß alles schwarz war. Und dazu mußte eine böse Krankheit in der Stadt herrschen, denn man sah oft Leute, die ruhig auf der Straße gingen, hinstürzen und tot liegen bleiben. Wer aber vor so viel Unglück aus der Stadt fliehen wollte, der geriet einem bösen Raubritter in die Hände, der ihn bis aufs Hemd ausraubte und dann in das finstere Burgverlies warf.

„Das ist die Stadt Prachatitz,“ sagte Herr Löwenlippe; „man erkennt sie leicht an dem schönen Kirchturm und den weiten Waldbergen, die sie umgeben; nun eile dorthin und zeige, was du bei mir gelernt hast!“

Anastasius ließ sich das nicht zweimal sagen, steckte für den Fall, daß er länger ausbleiben sollte, sein Schneckenhaus in die Tasche, schwang sich auf des Meisters Ziegenbock und ritt durch die Luft davon. Als er einige Augenblicke später gerade vor dem Prachatitzer Rathause abstieg, da fiel er den Stadtbürgern trotz der sonderbaren Art seiner Ankunft gar nicht weiter auf, denn jeder von ihnen schlug mit Händen und Füßen um sich, sich der bösen Nager zu erwehren. Auch über Anastasius fielen die Mäuse her und kletterten keck an ihm hinauf. Doch er hatte sich schon vorgesehen, schüttelte sie von sich ab und zog dann mit seinem Zauberstab rasch einen Kreis um sich, in den durfte keine hinein, und diejenigen, die sich schon innerhalb befanden, flüchteten rasch hinaus.

Nun sah er sich ruhig um und überlegte, was zu tun sei. Früher, als er noch unerfahren und ungelehrt war, da hätte er einfach seinen Zauberstab geschwungen und die ganzen Mäuse weggewünscht. Vielleicht wäre es ja auch ganz gut geglückt, aber vielleicht wären daraus ähnliche unangenehme Geschichten geworden,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/46&oldid=- (Version vom 21.5.2018)