sogar helfen und darum wisse, daß wir nur den Eingang in den Keller des Rathauses haben wollen. Die Mauern dieses Kellers sind so stark, daß kein Mäusezahn sich dort durcharbeiten kann, denn die Maurer haben damals den Kalk mit Wein und Eidotter angemacht, davon ist er so hart wie Stein geworden. Wir aber müssen hinein, denn von dort führt ein geheimer Gang bis in eine Höhle, die dreihundert Meter unter dem Libiner Berg liegt. Und in dieser Höhle liegt die Krone des Mäusekönigs verborgen, die vor hundert Jahren bei einer großen Mäuseverfolgung dort versteckt wurde. Und nun hat uns der jetzige Mäusekönig beauftragt, daß wir sie holen, damit er sich die Krone seiner Ahnen wieder aufs Haupt setze. Sobald wir die Krone haben, werden wir diese Gegend verlassen, ja wir versprechen sogar freiwillig, daß sich durch dreimal dreißig Jahre keine einzige Maus in der Stadt zeigen soll!“
Daraufhin ging Anastasius ins Rathaus, erbat sich vom Herrn Bürgermeister die Kellerschlüssel und ließ die Mäuse hinein. Fünf Stunden dauerte der Zug, ehe sie alle darin waren. Am nächsten Morgen ließ er sie wieder heraus und sie zogen nun schön, ohne daß auch nur eine nach rechts oder links abgewichen wäre, quer über den Marktplatz durch das Passauer Tor zur Stadt hinaus. In der Mitte des Zuges trugen zwölf schneeweiße Mäuse auf einem silbernen Traggestell eine Kiste, mit blauem Samt überzogen; darin war wohl die Krone des Mäusekönigs aufbewahrt.
Als nun die Mäuse zur Stadt hinaus waren, herrschte überall großer Jubel und der Bürgermeister umarmte Anastasius auf offenem Markte und sprach:
Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/48&oldid=- (Version vom 21.5.2018)