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„So zum Beispiel,“ fuhr Lolo fort, „mich zu lieben ist da nichts, gar nichts Schmerzhaftes dabei, sag?“

„Nein, gar nichts,“ versicherte Hilmar, „im Gegenteil, wenn man dich liebt, fühlt man sich riesig gut, riesig vornehm. Ich merke das jedesmal, ich werde da fast verlegen vor mir selber. Als Kind wurde mir am Sonntage ein blauer Sammetkittel angezogen, ein weißer Spitzenkragen umgelegt und das Haar wurde mit einer Pomade glatt gestrichen, die stark nach Orangenblüten duftete. Und wenn ich so angezogen war, fühlte ich mich so fein, so vornehm, daß ich mich vor Andacht vor mir selber kaum zu rühren wagte.“

„Und ich,“ rief Lolo enttäuscht, „ich bin für dich wie der blaue Sammetkittel und die Orangenblütenpomade.“

„Und der Sonntag,“ ergänzte Hilmar, „ja, so ähnlich. Aber wer kommt denn dort?“

„Das ist sie,“ flüsterte Lolo.

Ihnen entgegen kamen Hans und Doralice. Als sie aneinander vorübergingen, nickte Doralice lächelnd Lolo zu, die beiden Herren grüßten förmlich. „Nun?“ fragte Lolo, sobald sie vorüber waren.

„Gewiß, allerdings,“ sagte Hilmar, „ein schönes

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Eduard von Keyserling: Wellen. S. Fischer, Berlin 1920, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Wellen.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)