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Geist und auf sein Gemüt als die Erinnerung der glanzvollen, in verschönendem Lichte gesehenen Tage der alten Kosakenherrlichkeit. Und dem Volke, mit dem er verwachsen bis in die innersten Fasern seines Wesens, dem allein er angehören wollte, ihm hat er sein ganzes Lebenswerk gewidmet, ihm hat er sein Glück, ihm hat er das höchste der Güter, die Freiheit zum Opfer gebracht. Sein Ideal, das in voller Schärfe und Klarheit aus seinen Liedern leuchtet, war ein freies kleinrussisches Volk, edel an Herz und Geist. Die Verwirklichung dieses Ideals erhoffte er von der Durchführung des panslavistischen Gedankens, doch, wohl verstanden, nicht jenes Panslavismus, den russische Regierungskreise zum willkommenen Vorwand einer Raub- und Eroberungspolitik auszubeuten sich bemühen, nein, frei und brüderlich sollen alle Slaven sich vereinen, „Söhne der Sonne Gerechtigkeit“.

Diese Ideen waren es, welche auch jener Verein ukrainischer Patrioten, die „Brüderschaft des heiligen Kirill und Method“, verfolgte, deren hervorragendste Mitglieder neben Schewtschenko Kostomarow und Kulisch waren. Auch sie fielen im Jahre 1847 der Verfolgung der russischen Regierung zum Opfer und erlitten eine mehrjährige Unterbrechung ihrer Thätigkeit, so daß durch jene Gewaltmaßregel die kleinrussische Litteratur etwa ein Jahrzehnt lang lahm gelegt war. Kostomarow (1817 bis 1885) hat sich, außer einigen geschichtlichen Dramen und Gedichten, hauptsächlich

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite XII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/20&oldid=- (Version vom 13.9.2022)