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Ein weithin reichendes, eintöniges Rauschen. – –

Einen Moment lang stand sie überwältigt von dieser üppigen Schönheit; sie schien seine Nähe vergessen zu haben.

Er saß neben ihr auf dem Boden.

Er schien die Schönheit der Umgebung gar nicht zu bemerken oder zu fühlen; er sah nur sie.

Sie stand so hoch und geschmeidig da und war so wunderbar schön!

Ihr prachtvoller Körper schien’ ihm im Sonnenglanz durch die leichte, lichte Kleidung entgegenzuschimmern. Er sah genau alle seine Formen und Umrisse, fühlte sie so, wie man die Nähe einer starkduftenden, betäubenden Pflanze fühlt. – Das Blut kreiste ihm wie toll durch die Adern.

Plötzlich wandte sie den Kopf um und richtete ihre schimmernden, weitgeöffneten Augen nach ihm. Was verhielt er sich so still?

„Es ist so schön hier,“ meinte sie und sah sich halb verlegen, halb ängstlich um.

„Ja, aber setz dich!“

„Ach nein, ich muß schon fort.“

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/75&oldid=- (Version vom 13.9.2022)