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Alle Teppiche, die seine Mutter daheim, unten, in der Truhe für ihn aufbewahrte, würde er hinauftragen. Alle die bunten Seidentücher, Seidenstoffe, die Silbermünzen, die buntfarbigen, prächtigen Wollgürtel, alle die reichgestickten, schneeweißen Hemden, die Felle von Bären, die er selber erlegt, alle gestickten Pelze, alles das würde er ihr hinaufbringen und sie damit umgeben. – Seinen schwarzen Hengst mit dem silbergeschmückten und geschnitzten Sattel, den er noch von seinem Großvater erhalten, würde sie auch bekommen, denn zu Fuß dürfte sie selbstverständlich nicht gehen. Ein echtes Huzulenweib thut das nicht.

Nur sollte es ihm nicht einfallen, sich unter ihr zu bäumen, wie er das mit Vorliebe bei jeder Brücke that, denn dann wäre das gleich sein letzter Augenblick. Er würde ihn sofort niederschießen; so wie die goldhaarige Stute, die irgend ein Herr einmal zu ihm auf die Weide gegeben. Er wollte ihr eine Wunde am Fuße reinigen, und sie schlug ihn dafür mit den Hinterfüßen in die Seite, daß er fast zwei Wochen wie ein Krüppel im Hause hocken mußte. Er hatte sie dann bezahlt, vielleicht auch überzahlt, aber sie hatte auch das Ihrige bekommen! –

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/82&oldid=- (Version vom 13.9.2022)