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sie scherzte nur, als sie sagte, daß sie ihn dort oft genug gesehen habe! Weshalb hatte er sie nicht gesehen? Und weshalb hatte er seine Frau gesehen? Diese strenge, schreckliche Frau, die stets nur ihre Augen auf seine Füße gerichtet hielt, wenn sie in die Kanzlei kam und er dort anwesend war. Das kann nicht ihre Mutter sein … sie kann dorthin nicht gehören, sie muß jemand anderer sein … Sie spricht kleinrussisch, während ihre Mutter weiß Gott was für eine schreckliche Sprache gesprochen. Er haßt sie.

Er weiß nur das eine: Er bleibt dort beim Advokaten so lange, bis sie irgendwo zum Vorschein kommt; und dann geht er ihr nach … und dann wird sie schon sein werden müssen.

Alles andere kümmert ihn nicht, und an alles andere will er gar nicht denken.

Immer rascher und eiliger wird sein Schritt. Er hat nicht mehr weit zum Ziele. Durch den sich bereits lichtenden Wald blinken Fluten des Gebirgsflusses im Mondschein auf. Nur noch einige Schritte und er befindet sich an Ort und Stelle.

Dicht vor ihm am Fuße des Berges floß der Fluß; heute durch das Gewitter angeschwollen, bewegte

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/87&oldid=- (Version vom 13.9.2022)