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nur die beiden syrischen Formen (K. & D. 1 u. 2) mit einander zu vergleichen, so wird man finden, dass sie in keinem einzigen Momente der Handlung übereinstimmen. Die Veranlassung der Krankheit des Löwen, wie sie sich in der zweiten Form findet, ist aus der dieser entsprechenden Form der Pantschatantra (Pantsch. 2) erst ziemlich spät in die der ersten entsprechenden Form der Pantschatantra (Pantsch. 1) gedrungen, und ist daher kein vollgiltiger Beweis für die Uebereinstimmung dieser Märchen. Noch weniger ursprüngliche Verwandtschaft mit diesen kann ein anderes der oben besprochenen Märchen (Pantsch. 4) aufweisen, welches aus der Mahâbhârata in die Pantschatantra gelangt ist. Diese drei gleichen sich, abgesehen von dem allgemeinen, auf das Verhältnis zwischen Löwe und Schakal gegründeten Urmotive, einzig und allein darin, dass das dritte der oben besprochenen Märchen (Pantsch. 4) eine aus ihnen allen zusammengesetzte Mischform ist (der Anfang aus Pantsch. 2, das Baden und das Fressen des Herzens aus Pantsch. 1, das Verleiten und Erschrecken des Wolfes aus Pantsch. 3; nur der Schluss ist selbständig).

Ich habe also hier drei von einander unabhängige indische Schakalmärchen unterschieden. Im ersten Märchen (K. & D. 1) erscheint dem Löwen und dem Schakal gegenüber der Esel, der, wie ich schon oben dargelegt habe, in dieser Verbindung öfters als blos dies eine Mal vorkommt. In dem zweiten Märchen (K. und D. 2) findet sich neben den selbstverständlichen Begleitern des Löwen das Kameel, von welchen an anderer Stelle (Benfey, Pantsch. II, No. IV, 9, S. 313) erzählt wird, dass es von der Herde zurückbleibt und dem Klange der Glocke folgend, die Beute des Löwen wird. Der Elephant im dritten Märchen kommt nur als toter Körper vor, oder wird als lebendes Tier bloss beiläufig als Urheber der Krankheit des Löwen (K. & D. 2, Pantsch, 1 u. 2) oder der Furcht des vom Löwen aufgezogenen jungen Schakals, die sich auf die jungen Löwen überträgt (Benfey, Pantsch. II. No. IV. 4, S. 301[1]), erwähnt.

Auf der Bühne des indischen Tiermärchens tritt also neben dem Löwen und dem Schakal als dritte handelnde Person oder Tritagonist –


  1. Vgl. Benfey, Pantsch. I, S. 434.
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Kaarle Krohn: Bär (Wolf) und Fuchs. Suomalaisen Kurjallisuuden Seuran Kirjapainossa, Helsingissä 1889, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_B%C3%A4r_(Wolf)_und_Fuchs.djvu/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)