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treffen? dancke aber GOtt für den Seegen, den Er dir hierinnen verliehen.

76. Achte niemanden gering und verächtlich, so schlecht er auch scheinet, denn in kurzer Zeit kan sich viel ändern, und offt aus einem elenden Kerl noch ein geschickter Mann werden.

77. Siehest du, daß andere gelehrter und geschickter als du sind, so mißgönne es ihnen nicht, sondern bemühe dich vielmehr, durch Fleiß und Gebet ihnen nachzufolgen.

78. Menge dich nicht in allzuviele Dinge; Wer alles lernen will, thut in keinem etwas rechtes, daher bleib bey einem, lerne es gründlich, denn Stümpler sind dem gemeinen Wesen nur eine Last.

79. Habe keinen Gefallen an Gauckeleyen und Brod-losen Künsten, sie zerstreuen dein Gemüthe, und du hast bey solchen keinen Beruff, auch keinen Seegen von GOtt zu erwarten.

80. In Worten sey lieber sparsam, als zu frey; denn Reden bringt viel in Schaden: Was du aber reden mußt, das sage mit Bedacht, deutlich, und siehe ihm munter in die Augen.

81. Mußt du in Gegenwart fürnehmer Leute reden, so schäme dich nicht, schlage nicht die Augen stets zur Erden, stottere und übereile dich nicht, fasse aber deine Rede aufs kürzeste, erzeige dich höflich und ehrerbietig dabey.

82. Du redest aber mit wem du wollest, so gewöhne dich nicht aus vollem Halse zu schreyen; murmele aber auch nicht unverständig, sondern rede laut.

Empfohlene Zitierweise:
: Kurzes Sitten-Büchlein vor Kinder. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1742, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kurzes_Sitten-B%C3%BCchlein_vor_Kinder.pdf/26&oldid=- (Version vom 23.11.2023)