Seite:Löhe, Wilhelm Die bayerische Generalsynode vom Frühjahr 1849 und das lutherische Bekenntnis.pdf/30

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Man redete von Liebe, und es fiel den Männern nicht ein, daß sie nicht bloß die Schwachen, sondern auch die Bösen halten wollten, daß man die Bösen zu den Schwachen, die Irrlehrer und Wölfe, deren es im Lande noch genug gibt, desgleichen zu den Schwachen rechnen müßte, wenn man ihnen recht geben sollte, daß die Liebe zu den armen verführten Gemeinden, deren Glieder hundertweise im Traum nicht bloß der Unwißenheit, sondern auch des Unglaubens und falscher Lehre entschlafen, ernstere Schritte, Bruch mit den Wölfen, Entfernung derselben verlangte, – daß es keine Liebe zum Weinberg sei, die wilden Eber, keine Liebe zum Lager, die Feinde drinnen zu behalten, – das und was der Art alles noch mit Fug und Recht gesagt werden muß, berührte keine Zunge. Ob man es nicht wußte, ob nicht im vertrauten Freundeskreise die Stimme des Gewißens und wahrer Hirtentreue sich doch vernehmen ließ, ob nicht die ganze Politik der conservativen Rücksichten doch wie ein Stein auf den Herzen derer, die in ihr Meister zu sein suchten, lag, das können wir nicht sagen. Aber das ist wahr, das kann niemand widersprechen: man behielt alles beisammen, die Wölfe sammt den Schafen, allerlei Bekenntnis und Unglauben, nur daß es keinen Bruch gäbe, nur daß die weite Landeskirche erhalten bliebe. – Man redete von Glauben, den die nicht hätten, welche die Zustände für unerträglich hielten, von Kreuzflüchtigkeit etc., und wer den Männern die Frage gestellt hätte, ob es nicht viel mehr Mangel an Glauben und Kreuzflüchtigkeit sei, alles, was Gott doch nicht verbunden, beisammen halten zu wollen, statt innerhalb der Landeskirche den Grundsatz geltend zu machen, daß nur mit den Bekenntnistreuen Kirchengemeinschaft zu halten sei, – der würde vielleicht manche harte Rede haben überwinden müßen. Ein Ultra, ein Mensch von irrendem Gewißen würde er von den Inhabern irrender Gewißen ohnehin gescholten worden sein.

 Jedoch kommen wir zur Petition und besprechen wir zuerst