„Ophelia“, später eine Kreuzigung von vorzüglicher Wirkung, für eine Kirche in Rußland bestimmt. Außerdem entstand eine Anzahl prächtiger Vignetten zu deutschen Volksliedern und viele Illustrationen. 1864 lieferte er zur Ausschmückung der Dresdner Sängerhalle eine Anzahl gewaltig großer Transparente: das Volkslied u. s. w., welche durch ihre mächtige Kompositionsweise allgemein ansprachen. Dieselben erschienen später als Sammelwerk von Professor Bürkner in Holz geschnitten. Hierauf folgte eine figurenreiche Komposition in größten Dimensionen, „Moses am Brunnen“, für die Kapelle eines reichen amerikanischen Fabrikbesitzers. Ein bilderreicher Cyklus zur Aeneide füllte die nächsten Jahre aus, ebenso vier große Sgrafittofriese aus der griechischen Göttersage an einer Villa in Dresden. Die Kartons dazu sind im Besitze des Herrn Architekt Beirus. Im Februar 1869 starb die Gattin des Künstlers – ein schwerer Schlag, der auf sein weiteres Leben von großem Einflüsse war, indem er sich von seinen Freunden bereden ließ, eine Stellung in Santiago als Akademiedirektor anzunehmen. Die daselbst gänzlich vernachlässigte Akademie brachte er rasch wieder empor. Er ließ in Italien von den tüchtigsten Kräften Kopien nach den besten Werken der alten Meister anfertigen und schuf, unterstützt durch die Regierung, eine große Sammlung von schönen Originalabgüssen antiker Bildwerke; auch erreichte er es, daß seinen bessern Schülern hohe Stipendien zu Studienreisen nach Paris und Italien verliehen wurden. In siebenjähriger segensreicher Thätigkeit als Lehrer ließ er es doch nicht an eigenem Schaffen fehlen. Es entstanden „Prinzessin Lamballe vom Pöbel geschleift“, die endliche, große Ausführung der „Lady Macbeth“, eine zweite Komposition zu Othello, eine zweite Ophelia, eine reizende Komposition aus: Was Ihr wollt: „Viola von Olyphia zurückgehalten“, eine große Arbeit „Irrlichter streuen Gold aus“ nach Goethe, ein „Richard HI. und Königin Anna“. Ferner eine große Anzahl Heiligenbilder für Kirchen und Klöster; besonders gerühmt wurde eine „Madonna unter Rosen“. Für die Stadt Santiago malte er das neue große Theater, sowie ein städtisches Bad aus. Den Abschluß seiner Thätigkeit in Chile bildete ein Cyklus von Porträts der Präsidenten der Republik und eine figurenreiche Komposition „Frankfurt a/O. wird von der Pest entsetzt“. Im Jahre 1876 ging Kirchbach nach Deutschland zurück, um seine Kinder wiederzusehen. Er ließ sich in Striesen nieder, starb aber plötzlich daselbst schon nach einem Vierteljahre, am 16. August 1876. Mit der Palette in der Hand wurde er tot vor seinem Bilde gefunden.
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/55&oldid=- (Version vom 8.12.2024)