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Seite:Leipziger Kunstblatt Dresdner Kunstausstellung 1817.djvu/10

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Mayn, Ruinen bei Rom und Gegenden ohnweit Dresden darstellend, von dem ausgezeichneten Grabstichel dieses braven Künstlers, dem in sorgsamer Ausführung und wahrhaft malerischer Haltung nur wenige gleich kommen werden. Neben ihm ist der Prof. Darnstedt mit seiner fleissigen und wackern Ansicht der Domkirche zu Kölln, nach Quaglio, zu nennen, auch die Professoren Günther und Richter sind nicht zu vergessen.

Die Sculptur hatte gar nichts geliefert. In Gyps und Thon war beachtenswerth ein Genius des Todes, als Modell einer Statue für ein Grabmal von Ernst Matthäi; die Büste Luthers vom Bildhauer Kühn, und einige Arbeiten von den Söhnen des Prof. und Bildhauers Pettrich. Zuletzt sah man noch eine gut gerathene Copie des Laokoons vom Inspektor Matthäi.

Vier geschnittene Steine vom ältern Tettelbach waren sehr lobenswerth; die des jüngern Tettelbach zeigten manches Gute. Auch Dr. Martin Luther in Bronze vom Gürtler-Meister Seyffarth verdiente Aufmerksamkeit, so wie derselbe, in Stahl gravirt von Krüger.

Auf die Architektur verstehe ich mich nicht, doch sollte ich meynen, es sey in mehr als 50 Nummern, viel Gutes und Brauchbares dafür geliefert worden.

Recht interessant war es mir, die Arbeiten der jetzt bei der Kunstakademie bestehenden Industrieschule zu betrachten, und mit vielem Vergnügen einen zweckmässigen Unterricht dabei sowohl, als ein sehr merkbares Vorschreiten zu bemerken. Der Nutzen, welchen ein solches Institut für Gewerbe bringt, ist sehr groß, und diese Anstalt deshalb höchst lobenswerth. Auch in der Kunstschule bei der Akademie, die ebenfalls in einem besondern Zimmer ihre Arbeiten ausgestellt hatte, war reges Streben unter guter Leitung nicht zu verkennen. Dagegen schien die Meißner-Zeichenschule nicht gleichen Schrittes vorwärts zu gehen. Die Leipziger Kunstakademie hat manches Gute geliefert, besonders nenne ich als recht fähige Schüler derselben, die Söhne des Baumeister Siegel, Seifert, Brauer. Mit Vergnügen bemerkt man auch mehrere junge Männer, die sich wissenschaftlichen Studien in Leipzig widmen.

Noch gab es Arbeiten von Schülern der Freimaurer-Anstalt, katholischen und Neustädter Armenschule, von denen mir besonders die nettgeschriebenen Vorschriften am zweckmässigsten als Beweis der Fortschritte und des Fleisses dieser jungen Leute geschienen haben.

Gern hätte ich gesehen, daß, so wie Servietten aus der Exnerischen und Prölßischen Damastfabrik ausgestellt waren, noch andre Produkte sächsischen Kunstfleisses dargelegt worden wären. Ich meine damit, des Kunstfleisses von Privatunternehmungen, denn von öffentlichen war noch eine recht wackere und reiche Schaustellung aus der Königl. Porzellan-Manufaktur zu Meißen, welche besonders in den Formen seit einigen Jahren ungemein vorgeschritten ist, vorhanden.

Ich kann nicht schliessen, ohne der Direction der Akademie noch meinen besondern Dank für die Anordnung abzustatten, daß die Ausstellungen jetzt in den Sommermonaten gehalten werden. Der Sonnenschein begünstigt das Beschauen, die schöne Terasse führt täglich eine Menge Fremder und Einheimischer in diese Kunstsäle, und wenn ich von meinem Landgütchen zur Stadt kam, so versäumte ich nie, mir den Genug zu gewähren, so unter heitern Schöpfungen der Kunst zugleich die reizende Natur jeder Art mit zu betrachten, die mich umgab. Man sollte für den ganzen Sommer gegen ein kleines Eintrittsgeld zu milden Zwecken, eben so den Doublettensaal öffnen. ES würde viel Geld einkommen, und vieler Dank dazu.

M – s –.     



Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Einige Worte über die diesjährige Dresdner Kunstausstellung im August 1817. F. A. Brockhaus, Leipzig 1817, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leipziger_Kunstblatt_Dresdner_Kunstausstellung_1817.djvu/10&oldid=- (Version vom 21.9.2024)