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Erst Ter-Grikorian und Gabriel Sundukianz erhoben das Lustspiel zum Charakterbilde. Unter den Stücken des ersteren zeichnete sich besonders der „Geizhals“ aus, der aus dem Leben herausgegriffen war und von den früheren Harlekingestalten weit abstand. Der zweite, Gabriel Sundukianz, der fast zu derselben Zeit auftrat, ist im strengen Sinne genommen, der eigentliche Schöpfer des armenischen Lustspiels und steht auch bis heute noch unübertroffen da. Er kennt vortrefflich die Tifliser Bevölkerung, ihre typischen Eigenheiten, Makel und Tugenden und ist zudem ein feiner Beobachter alles dessen, was nicht gerade oben aufliegt, aber doch Bedeutung hat und so manche Erscheinung des Lebens begründet. Als Sundukianz auftrat, befand sich die armenische Gesellschaft gerade im ersten Stadium der Übergangsperiode, denn ein Teil derselben fing an sich zu europäisieren, worunter allerdings die meisten nur die Annahme von Oberflächlichkeiten verstanden. Vor Allem galt es in das morsche Gebäude der alten Lebensregeln Bresche zu legen und die Kraft alter Vorurteile

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)