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zu erschüttern und dabei konnte das Theater erfolgreich Hilfe leisten. Sundukianz begann auch mit einer solchen Bresche, aber er blieb weit davon, durch dieselbe in das alte Gebäude hineinzusteigen und die Mauern zum Schwanken zu bringen. Er zog nur in seinem ersten Lustspiele „Chatabala“ gegen den Asiatismus des armenischen Lebens ins Feld und kehrte dann zu einzelnen Charakteren oder Übeln zurück, ohne weiter gegen das Alte und Schlimme als Ganzes aufzutreten. Ein Reformer oder Sittenreiniger im weiten Sinne ist er also nicht, aber er ist ein Charakterschilderer und Geissler, der oft einen glücklichen Griff thut und Witz besitzt. Dabei ist er schonungsloser Realist, der die Bereicherungskünste des Kaufmannes ausposaunt, dem Schwindel bis in seine geheimsten Triebfedern nachspäht und allen Schmutz solchen Treibens ans Tageslicht zerrt. Sein Feld ist weit, im Salon, im Arbeitszimmer des reichen Kaufmannes, im Laden des Krämers, auf dem Basar, überall lauscht er dem Getriebe, dessen Endzweck der Gewinn ist oder wenigstens

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)